Klangfarben und Charakter

Musikalischer Sommer in Ostfriesland feierte sein Abschlusskonzert

Emden.
Mit einem extravaganten Konzert ist am Sonntag (31. Juli) der Musikalische Sommer in Ostfriesland zu Ende gegangen. In der Johannes a Lasco Bibliothek konzertierten die beiden Festivalmacher Julia Marie Müller und Iwan König an zwei Klavieren mit einem Programm zwischen Bach und Bartók. Dazu gesellten sich mit Bao-Tin van Cong und Tobias Hegele zwei Percussionisten, die mit einer Vielzahl von Instrumenten – Pauken, Xylophon, Bass Drums, Becken, Triangel, TamTam oder Cymbals – der Musik von Ravel eine dichte Palette zusätzlicher Klangfarben hinzufügten und der Komposition von Bartók Charakter verliehen. Das Publikum in der gut gefüllten Bibliothek ließ sich entführen in eine Welt aufsehenerregender Tonkunst.

Alle gemeinsam: Julia Marie Müller, Bao-Tin van Cong, Tobias Hegele und Iwan König beim Abschlusskonzert. Bilder: Karsten Gleich

Das in gewohnten, bekannten Bahnen sich vollziehende, allseits bekannte „Konzert für zwei Klaviere“ c-Moll, op. 1060 von Bach bildete dabei den klangvollen und soliden Ausgangspunkt und die Basis für den Schwenk in die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der die Musik kantiger, unberechenbarer, formal freier wirkt. Skriabins „Fantasie a-Moll“ merkt man den romantischen Hintergrund noch an. Bei Ravels „Rhapsodie Espagnol“ geht es weniger um spanische Musik als vielmehr darum, die Idee von Spanien in Musik zu fassen. Bartóks emotional tiefgründige „Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug“ schließlich führt in disparate Sphären, in der ein hohes Tempo, fremde Klänge und ein Gefühl völliger Auflösung bisher bekannter Hörgewohnheiten dominieren. Doch ist das Werk letztlich auch beherrscht von einer gewissen mathematischen Konsequenz, die den Bogen schlägt zu Bach.

Allerhand Schlagwerk bedienten Bao-Tin van Cong und Tobias Hegele
Studie von Julia Marie Müller beim Bartók
Auch zum Festival-Ende mit Elan dabei: Iwan König

Für die beiden Pianisten war der Abend auf jeden Fall ein Wagnis, denn jedes der Werke bot eigene hohe Herausforderungen, in die dann auch noch die Schlag-Elemente punktgenau eingebunden werden mussten. Doch beide kamen sicher durch die Partituren und gestalteten ein Konzert von Relevanz. Die beiden Schlagzeuger Bao-Tin van Cong und Tobias Hegele waren erstklassig disponiert und ließen sich durch die skurrilen Bartók-Einfälle nicht beeindrucken. Zum Schluss: Strahlende Gesichter bei den Musikern, die sicher sein konnten, an diesem Abend etwas überaus Besonderes erfolgreich geleistet zu haben.

Sonst verteilt sie Blumen an die Ausführenden. Dieses Mal bekommt Julia Marie Müller die Dankesgeste selber