Ein Abend voller Emotionen und Pathos

Emden. Lemberg, ukrainisch Lwiw, liegt im Westen des Landes, zählt rund 730 000 Einwohner und beheimatet das Lemberger Kammerorchester. Dieses gastierte am Sonnabend auf Einladung von KulturEvents in Emden – und spielte in der Johannes a Lasco Bibliothek Mozart und Haydn. Sie spielten ausgesprochen gut, auch wenn das hinreißende Oboen-Konzert, das noch vor der Pause auf dem Programm stand, nach Meinung der Experten nicht von Joseph Haydn stammt. Aber der 17-jährige Lemberger Solist Stepan Syvokhip erzielte durch die souveräne Beherrschung seines Instrumentes und sein übersteigertes Spiel nachhaltigen Eindruck. Wer auch immer das Stück geschrieben hat – er wusste, wie man einen Solisten in Szene setzt und ihm und seiner Fingerfertigkeit reichlich Raum gibt. Syvokhip lotete dies bis zur Grenze aus und erntete mit seinem federleichten Ansatz auch das Wohlwollen des Dirigenten Gudni A. Emilsson.

Das Lemberger Kammerorchester mit dem Solisten Stepan Syvokhip und Gudni A. Emilsson am Pult. Bild: Iris Hellmich

Begonnen hatte der Abend mit Mozarts Ouvertüre zu „Cosi fan tutte“ – eine sichere Bank, die in ihrer gefälligen Brillanz und der melodischen Schönheit den Einstieg zu einem erfolgreichen Abend bot. Mozart rahmte den Abend ein – am Ende stand die Haffner-Sinfonie, eines der meisterlichen Werke des österreichischen Komponisten, ganz ausgezeichnet vom Orchester und der sicheren Dirigat von Emilsson dargeboten. Mozart ist ganz sicher ein Garant für einen berückenden Eindruck. Dass gerade die Lemberger ein Programm ausschließlich mit Papa Haydn und seinem Schüler Mozart auf dem Plan hatten, verwundert – gerade wenn Emilsson zum Schluss berichtete, dass der Beschuss auch in Lemberg dazu führte, dass die Musiker im Dunkeln saßen und Schutzräume aufsuchen mussten. Wir spielen gegen die hässliche Realität an, mag das Motto eines trotzigen „Dennoch“ gelautet haben.

Allerdings ist die Haydn-Ouvertüre zu „L’isola disabitata“ eine wesentlich heftigere Kost, schließlich geht es in der „unbewohnten Insel“ um vielfältigste Emotionen, die im Prolog auf engem Raum zusammengefasst sind. Ein stürmischer ungarischer Tanz als Zugabe. Wirklich nichts Ukrainisches? Doch. Strategisch wirkungsvoll an den Schluss gesetzt – stand Miroslav Skoryks „Melody“, eine mittlerweile allbekannte Hommage an die Heimat. Die Lemberger spielten die Komposition mit Nachdruck und Pathos. Die Wirkung blieb nicht aus. Das Publikum reagierte gebannt und verzückt.