Regisseur Werner Zwarte will aufhören


Emden. Werner Zwarte, ehemals Berufsschullehrer und lange Jahre Mitglied im Leitungsgremium der BBS II tätig, beendet nach mehr als 40 Jahren seine Karriere als Regisseur. Mit der aktuellen Inszenierung des Stückes „Melanie Schulte“ will er es gut sein lassen. So antwortete er auf die Frage von Moderator Edzard Wagenaar: „War es das?“ mit einem entschiedenen „Nach heutigem Stand, Ja!“

Zwarte saß am Sonntag im Publikum der Veranstaltungsreihe „Edzard Wagenaar trifft…“ im Rummel des Rathauses am Delft – wenige Stunden, nachdem die Premiere von „Melanie Schulte“ in der Neuen Kirche mit langanhaltendem Applaus beendet worden war. Zwei der Spieler, Lydia Schwitters und Hennes Fühner (9), die Autorin des Stückes, Ilse Frerichs, sowie die beiden Gäste Helmut Fokkena, dessen Vetter Hermann Tischler auf der „Schulte“ war und mit ihr unterging, sowie Heinz Esser, langjähriger Mitarbeiter der Reederei Schulte & Bruns und Stenograf der Seeamtsverhandlung vom April 1953, saßen auf dem Podium und sprachen über das Schiffsunglück unter dem Titel „Zwischen historischer Wahrheit und künstlerischer Fiktion“.

Dieses Format gehört in den Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Melanie Schulte – Schiff – Unglück – Mythos“, fand aber deutlich weniger Besucher als die beiden vorherigen Talk-Angebote über die Situation Emdens in den 50er Jahren und über Monsterwellen.

Fokkena und Esser lobten die Inszenierung als authentisch, aber wesentlich lebhafter als die Seeamtsverhandlung in Hamburg, die wegen des Andrangs in größere Räume verlegt werden musste. Fokkena berichtete von dem Wunsch seines Vetters, unbedingt an Bord gehen zu wollen, um sein künftiges Leben als Seemann zu verbringen. Daraus seien dann aber letztlich nur vier Wochen geworden.

Esser berichtete über die Fertigung des Wortprotokolls in Steno. Er habe auf der Pressetribüne Platz nehmen dürfen, um es zu verfassen. Wozu benötigte die Reederei dieses Protokoll, fragte Wagenaar. „Es war wichtig für die Versicherung“, entgegnete Esser trocken. Immerhin hatte der Bau der „Melanie Schulte“ mehr als acht Millionen Mark gekostet. In diesem Moment begegneten sich Realität und Fiktion, denn jedes noch so schlimme Ereignis hat auch eine nüchterne Seite – in diesem Fall die Frage nach der Entschädigung für den Untergang.

Es gab noch einen anderen Moment, in dem die beiden Exponenten aufeinander trafen. Das war, als der Spieler des Norbert Freerks, Hennes Fühner, nachdrücklich betonte: „Ich bin froh, dass ich die Rolle spielen darf, sie aber nicht erleben muss.“ Ilse Frerichs, die bereits zum vierten Mal Emder Historie theatral bearbeitete, machte deutlich, wie dringlich die Realität war, die sie dann dramatisierte und als Theaterstück emotionalisierte. So habe sie etwa die Gefühlswelt der vor Schmerz verstummenden Mutter vor der Niederschrift noch mit einer Psychologin besprochen.

Lydia Schwitters musste eine ganze Phase mit der Schwiegermutter Freerks reden, die aber nicht antwortete. Das sei wesentlich anstrengender gewesen, als dialogisch zu spielen. Noch dazu habe bei der Premiere der wirkliche Norbert Freerks im Publikum gesessen. „Ich habe dann versucht, es so gut zu machen wie ich konnte.“

► Im Mai gibt es eine weitere Veranstaltung unter dem Motto „Edzard Wagenaar trifft …“ Dann soll es um Fragen der Beladung des Schiffes gehen. Dafür gab das Gespräch schon einen ersten Anhaltspunkt. Die Beladung war demnach allein Sache des Kapitäns. Dafür habe es keine Vorschriften gegeben.