Überreste der Synagoge in Weener freigelegt
Das Gebäude wurde 1938 in der Reichspogromnacht fast vollständig zerstört.
Von Inga Graber
Weener. Archäologen der Ostfriesischen Landschaft haben bei einer Ausgrabung die Überreste der ehemaligen Synagoge in Weener an der Westerstraße freigelegt. Das Gebäude wurde in der Nacht zum 10. November 1938 durch ein Feuer fast vollständig zerstört. „Die Spuren des Brandes lassen sich auch heute noch nachweisen“, erklärt Dr. Jan Kegler, Leiter des Archäologischen Forschungsinstituts der Ostfriesischen Landschaft. Gemeinsam mit einem Grabungstechniker und Mitarbeitern des städtischen Bauhofs hat er die Überreste der Synagoge freigelegt.
„Viel haben wir nicht mehr gefunden“, zieht Kegler Bilanz. Der Brandort scheint bereits kurz nach der Zerstörung der Synagoge gründlich geräumt worden zu sein. Funde gibt es deshalb kaum. „Normalerweise würde man bei den Überresten Teile der Innenausstattung oder des Bauschmucks finden. Wir haben hier aber nur kleinste Fragmente der zerstörten Glasfenster und der Dachabdeckung gefunden“, sagt Kegler. Das untermauert die historischen Überlieferungen der zügigen Räumung des Brandorts.
Die wenigen Funde, die die Archäologen machen konnten, liefern dennoch viele Erkenntnisse über die Synagoge. Es handelte sich um ein 9×13 m großes, eher schlichtes Gebäude. Das noch vollständig erhaltene sechsstufige Fundament war sehr aufwendig gemauert. Besonders auffällig ist ein Fundamentriegel, der sich einmal längs durch das Gebäude zieht. „Es handelt sich wohl um das Fundament für die Empore, auf der die Frauen der Gemeinde Platz genommen haben“, vermutet Kegler. Sie ist auch auf der einzigen erhaltenen Fotografie aus dem Innenraum des Gebäudes zu sehen.
Archäologen, Bauplaner und Stadtverwaltung beraten jetzt, wie es mit dem Standort der ehemaligen Synagoge an der Westerstraße weitergehen soll. Über den Fundamenten soll der Neubau der Stadtbibliothek entstehen. Die Stadt will aber auch einen Gedenkort schaffen. Spätestens wenn die Bauarbeiten beginnen, werden die Archäologen der Ostfriesischen Landschaft wieder vor Ort sein, um die Arbeiten zu begleiten.