Glücksmomente mit barocker Musik

Das vorletzte Konzert der „Gezeiten“ fand in der Lambertikirche in Aurich statt

Von Ina Wagner

Aurich. Was ist Glück? Ein Gefühl, ein Empfinden, eine besondere Form von Wohlbefinden? Alles ist möglich. Aber am Sonnabend äußerte sich das Glück in Form eines Konzertes mit Barockmusik. Noch dazu wenn es so perfekt gespielt wird, wie Concerto Köln und Jeremias Schwarzer demonstrierten. Der gut gelaunte Blockflötist harmonisierte vollendet mit dem 15-köpfigen Ensemble, das sich in gegenseitiger Wertschätzung verbunden zeigte. Als Ergebnis dieses feinfühligen Miteinanders entstand eine wunderbar leichte und fließende Musik, die das ganze Konzert umgriff, ein Strom voller Emotion.

Barocke Musik vor gotischem Altar-Retabel: Concerto Köln und Jeremias Schwarzer vor dem „Ihlower Altar“ Bilder: Karlheinz Krämer

Die komplizierten Wendungen der Blockflöte fanden ihren Widerhall in den virtuosen Möglichkeiten des Orchesters. Dieses Mit- und Gegeneinander war wie ein Dialog zwischen gleichberechtigten Partner – ein Austausch von Effekten und Affekten, versehen mit wundersamen Verzierungen. Nun bieten die beiden Komponisten des Programms, Antonio Vivaldi und Georg Philipp Telemann, auch jede nur denkbare Form schmeichelhaftester Vorlagen, in diesem Fall Landschaftsbilder von blendender Schönheit.

Auch auf der kleinen Sopran-Blockflöte ein Meister seines Faches: Jeremias Schwarzer.

Schon die Eröffnung mit der schwungvollen Ouvertüre zu „L’Olimpiade“ von Vivaldi war ein musikalischer Rausch an Farbigkeit. Telemanns „Suite a.Moll“ bot einen Blockflöten-Einsatz, der so begeisternd war, das das Publikum sich zu einem Zwischenapplaus für Jeremias Schwarzer entschloss. Das geschah gegen alle Regeln, denn natürlich applaudiert man nicht zwischen den Sätzen. Aber dies war der wirklichen Begeisterung für die interpretatorische Leistung geschuldet. Vivaldis „Concerto c-Moll“ brachte die herrlichsten Melodieverläufe. Doch alles kulminierte in dem berühmte Concerto von Vivaldi „Il Gardellino“ (Der Stieglitz), in dem Schwarzer mit der Sopran-Blockflöte feinste Vogelstimmen kopierte und in hochvirtuoser Weise die Lebhaftigkeit der Tiere gegen die pastorale Landschaftsbeschreibung setzte. Das war so zauberhaft, dass die Zugabe einen Satz des Konzertes wiederholte.

Eine energische Konzertmeisterin sorgte für den flüssigen Ablauf des Abends und interagierte hervorragend mit dem Solisten. So war es ein großes Vergnügen, dieses wunderbare Konzert gehört zu haben. Wie gesagt: ein Glücksmoment!