Elementare Bausteine der Welt

Boen. Eine neue Ausstellung ist im Atelier Schnelle in Bunde am Wochenende (16. Oktober) eröffnet worden. Die in Cuxhaven lebende Künstlerin Marita Schlicker zeigt ihre Schau „secret garden“. Es handelt sich um rund 40 Arbeiten, die, so Laudatorin Dr. Annette Kanzenbach, ein Beispiel sind für eine sehr spezielle künstlerische Aufarbeitung der „elementaren Bausteine der Natur“. Denn die Bilder scheinen in einen Mikrokosmos hineinzuschauen und das Gesehene ins Überdimensionale zu übersetzen.

Ulrich Schnelle mit Annette Kanzenbach und Marita Schlicker im Ausstellungsraum in Boen.

Das Ergebnis sind Abstraktionen mit tierischen oder pflanzlichen Konnotationen, die in delikater Farbwahl präsentiert werden. Da gibt es zartes Grün, fein abgestimmtes Beige, dann wieder ein kraftvolles Rosa oder ein markantes Burgunderrot, das mit den „Mikroorganismen“ im Bild in harmonische Kontraste gesetzt wird.

Fein abgestimmte Farbigkeit in Rosa-Tönen

Zumeist arbeitet Marita Schlicker in Mischtechnik. Ihre Leinwand präpariert sie mit hauchdünnem Papier, das in mehreren Lagen aufgetragen oder teilweise auch wieder entfernt wird, das aber aufgrund seiner Struktur durch „materielle Leichtigkeit“ besticht, so Annette Kanzenbach. Dieser „geschichtete Aufbau“ gebe den Werken Tiefe, sei aber aufgrund seiner Feinheit eher zu spüren als zu sehen.

Die unterschiedlichen Papierschichtungen sorgen dafür, dass das Motiv farblich leicht verschwommen erscheint.

Die Inspiration durch die Orientierung an der Natur bei Marita Schlicker führte Annette Kanzenbach zu dem Buch „Kunstformen der Natur“ des Zoologen Erich Haeckel (1834 bis 1919), dessen Werk unterschiedliche Organismen in ihren phantasievollen Ausformungen bildlich zeigt, im 20. Jahrhundert die Kunst beeinflusste – und hier besonders den Jugendstil.

Pflanzlich? Tierisch? Das lässt sich bei diesen abstrakten Arbeiten gar nicht feststellen.

Christiane Hubert-Schnelle verwies eingangs auf die Genese der Ausstellung. Denn die Bekanntschaft ihres Mannes, des Künstlers Ulrich Schnelle, mit Marita Schlicker ergab sich durch einen gemeinsamen Freund, den Künstler Zoppe Voskuhl (1955 bis 2019). Im Andenken an den Freund hatte Ulrich Schnelle 2020 eine Ausstellung mit den Werken Voskuhls ausgerichtet, „Schönzeit. Bilder in Ostfriesland“.

► Die Ausstellung im Atelier Schnelle, Boenster Hauptstraße 3 in Bunde, ist bis zum 16. Dezember zu sehen

Variation in Grün – eines der großen Motive Marita Schlickers.