„Der heikelste Moment ist geschafft“

Emden. Die Dresdner Restauratorin Sybille Kreft hat den Auftrag zur Restaurierung des Porträts der Tecla von Diepold (1547 bis 1611), Großnichte von Graf Edzard dem Großen, erhalten. Das wurde im Rahmen einer Pressekonferenz im Ostfriesischen Landesmuseum bekannt. Die Expertin hat bereits erste Schritte zur Rettung des schwer geschädigten Gemäldes aus dem Jahr 1595 unternommen. Der Auftrag konnte schnell vergeben werden – das Gemälde wurde erst im Sommer gekauft -, weil es überraschend eine größere Spende gab. Die Kuratorin der Gemäldesammlung, Dr. Annette Kanzenbach, hofft nun, dass weitere Emder Geld geben, um das Bild vollständig wiederherstellen zu lassen.

An einigen Stellen hatte sich die Leinwand des Gemäldes bereits vom Untergrund abgelöst

Die Restauratorin musste im ersten Schritt die sehr dünne Leinwand von ihrer hölzernen Trägerplatte ablösen. „Das war eine heikle Sache“, sagt Sybille Kreft. Um diesen Vorgang durchführen zu können, musste sie ein besonderes Gestell bauen, um die bereits abgelösten Teile der Leinwand zu halten, während sie die nächsten Arbeiten vollziehen konnte. Die Leinwand war nämlich auf das Holz aufgeklebt worden. Und weil auch der Holzwurm tätig gewesen war, hatten sich unter der Leinwand dicke Placken aus Spänen und Leim gebildet, die mit äußerster Vorsicht angewärmt und abgelöst werden mussten. Zudem hatte sich das Holz verzogen und dabei die Leinwand geschädigt.

Die dünne Leinwand mit der sehr dünnen Bemalung wird in einem nächsten Arbeitsgang von Resten des alten Leims befreit und erhält dann eine Doublierung. Dabei wird sie mit einem stützenden Gewebe hinterklebt, um die originale Leinwand zu verstärken. Erst dann beginnt die eigentliche Restaurierung der Bildoberfläche. „Ich bin froh, dass mit der Abnahme der Leinwand von der Holzplatte der heikelste Moment vorbei ist“, sagt Sybille Kreft.

Das Porträt der Tecla hatte die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ (1820dieKUNST) in diesem Jahr im Kunsthandel erworben, wo es auf einer Versteigerungsplattform im Internet angeboten wurde. Dort entdeckte es der niederländische Historiker und Archivar Dr. Redmer Alma, und er konnte die Dargestellte identifizieren. Er habe sofort die Bedeutung des Gemäldes für Ostfriesland erkannt und den Kunst-Vorstand informiert

Die Hilfskonstruktion, die Restauratorin Sybille Kreft gebaut hat, um die Trennung von Leinwand und Holzuntergrund überhaupt alleine vornehmen zu Können. Bilder: Kreft
Nach erfolgter Trennung: vorne die Holztafel, hinten die Leinwand mit der dünnen Malschicht

Weil der Verkäufer, ein deutscher Kunsthändler, offenbar nicht wusste, wen das Porträt zeigt, und der Erhaltungszustand des Bildes nicht gut ist, sei der Kaufpreis überschaubar gewesen, sagte der damalige Vorsitzender von 1820dieKUNST, Dr. Reinhold Kolck. „Wir haben dann auch gar nicht mehr gehandelt, sondern den Preis einfach akzeptiert.“

Das Gemälde der Tecla von Diepold vor Beginn der Restaurierung

Tecla van Diepholt, geboren um 1547, gestorben am 12. Dezember 1611, war die Tochter von Jost und Moetke van Diepholt, die wiederum eine Tochter von Junker Rudolf Cirksena war. Rudolf wiederum war der Sohn des Uko Cirksena, Bruder von Edzard dem Großen. Um 1567 heiratet Tecla van Diepholt den Snelger Beninga, Häuptling zu Grimersum und legitimierter Sohn von Eggerik Beninga und seiner Konkubine Anna Feertmans. So wurde Tecla die Schwiegertochter des berühmten Chronikschreibers Eggerick Beninga. Ihr Ehemann Snelger Beninga verstarb schon früh (1580) und wurde – wie sein Vater – in der Kirche zu Grimersum begraben.