Otto eröffnet Festspielhaus mit Goldregen

Emden. Mit einer großen Gala ist am Freitag (19. April) das Festspielhaus am Wall eröffnet worden. Mehr als 400 Gäste erlebten exemplarisch, was das neue Multi-Haus technisch leisten kann, um künstlerische oder cineastische Beiträge in Szene zu setzen. Im Mittelpunkt des Interesses stand – erwartungsgemäß – ein Auftritt des Komikers Otto Waalkes, der das Publikum umgehend im Griff hatte und mit Ovationen bedacht wurde. Sein kurzer Bühnenbeitrag – Otto war vor allem als Taufpate geladen – endete mit dem Drücken eines Knopfes, der eine Kaskade von goldenen Schnipseln über das Publikum regnen ließ. Während Otto dafür plädierte, das Festspielhaus nach ihm zu benennen, warf Oberbürgermeister Tim Kruithoff, der zuvor Empfänger des symbolischen Schlüssels geworden war, den Namen „Delphi“ in den Raum, abgeleitet von den beiden Delften und in schöner Verballhornung der Hamburger „Elphi“.

Der große Moment: Otto Waalkes und Oberbürgermeister Tim Kruithoff eröffnen das Festspielhaus und lösen einen Schnipselregen aus. Links: Architekt Peter Müller und Moderator Ludger Abeln.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Das Festspielhaus und die Verantwortlichen blicken auf eine fast dreijährige Bauzeit zurück. Und eigentlich, so erinnerte Kruithoff, wollte Betriebsleiterin Kerstin Rogge-Mönchmeyer lediglich zwei Türen für einen neuen Notausgang anlegen. Die sollten auf das Dach des Foyers führen. Kostenrahmen: etwa 5000 Euro. Doch das Vordach würde den zusätzlichen Lasten nicht gewachsen sein, stellte damals Architekt Peter Müller fest. Also habe Rogge-Mönchmeyer die Devise ausgegeben: „Dann muss das Foyer weg.“ So sei das Projekt immer weiter angewachsen, eine Bautätigkeit habe die nächste nach sich gezogen, bis klar war, dass man ohne eine Komplettsanierung die vielfältigen Anforderung an Asbestbeseitigung, Brandschutz und Nutzersicherheit nicht würde bewältigen können.

Der OB und die Betriebsleiterin von Kulturevents, Kerstin Rogge Mönchmeyer, die das Bauprojekt leitete

Erinnert wurde während des Festaktes auch an die Unzahl von Problemen, die sich dem Vorhaben – bedingt durch Pandemie, Ukraine-Krieg und weitere Misshelligkeiten – in den Weg stellten. Noch seien die Bauarbeiten auch nicht vollständig abgeschlossen, erinnerte Müller. Der Musikraum des Johannes Althusius Gymnasiums wartet noch auf die Fertigstellung. Und für die Idee, vor dem Festspielhaus einen kleinen Park anzulegen, fand sich noch keine Förderung. „Da ist uns vor der Tür das Geld ausgegangen,“ unkte Kruithoff, der sich zugleich zuversichtlich zeigte, dass die Zeit auch hier eine Lösung schaffen könne.

Das große und hohe Foyer füllte sich gegen Abend mit Festgästen

Der OB dankte insbesondere dem Team von Kulturevents. Die Mitarbeiter hatten nicht nur während der Bauzeit an einem Strang gezogen, sondern auch noch am Vorabend der Eröffnung bis in die Nacht hinein gearbeitet, um Feinheiten abzuarbeiten, und waren auch am Eröffnungstag morgens um 8 Uhr wieder zur Stelle. Was da geleistet worden sei, zeuge von einem unglaublichen Gemeinschaftsgefühl, erklärte der stellvertretende Betriebsleiter von Kulturevents, Thorben Anders, der ebenfalls beim nächtlichen Arbeitseinsatz sein Teil geleistet hatte.

Sorgte im Foyer für Stimmung: die Liveband „Duo L.A. & Charly Murek“

Die Künstler des Eröffnungsabends wurden allesamt begeistert bejubelt. Pianist Matthias Kirschnereit, der den Emder Steinway-Flügel 2015 in Hamburg ausgewählt hatte, schwärmte immer noch von dem teuren Stück, das in den letzten drei Jahren in Oldenburg eingelagert war und nun wieder bühnentauglich ist. Kirschnereit spielte Mozart und Chopin, um zu zeigen, dass nicht nur das Festspielhaus auf multiple Nutzung angelegt ist, sondern dass auch der Flügel unterschiedliche Aufgaben bewältigen kann.

Gespräch über den Emder Steinway-Flügel: Ludger Abeln und Matthias Kirschnereit

Das Tanzstudio Löschen präsentierte mit vier Tanzgruppen vielfältige Möglichkeiten zwischen Ausdrucks- und Paartanz. Besonders umjubelt wurde der Auftritt von 34 Grundschülern, die sich unbefangen in die Herzen der Anwesenden tanzten und dafür mit einem Regen von Plüsch-Ottifanten belohnt wurden. Anne Löschen, Tochter der Tanzschul-Gründerin Astrid Löschen berichtete im Gespräch mit Moderator Ludger Abeln, dass sie schon als kleines Mädchen gewusst habe, dass sie nichts anderes gewollt habe als Tanzen.

Zeigten mit viel Engagement unterschiedliche Darbietungen: junge und jüngste Tänzerinnen und Tänzer der Tanzschule Löschen

Auch das Internationale Filmfest Emden – Norderney steuerte einen Beitrag bei, der demonstrierte, was die Technik des Hauses und besonders die neue Lautsprecher-Anlage zu leisten imstande ist. Gezeigt wurde der vergnügliche niederländische Kurzfilm „Tienminutengesprek“, der 2019 mit dem Kurzfilmpreis der VGH ausgezeichnet worden war.

Taufpate Otto Waalkes nahm sofort Kontakt zum Publikum auf und trieb mit ihm seine Späße

Kruithoff zeigte sich erleichtert, dass nun ein großes Projekt mit einem Erledigt-Haken versehen werden könne. Für Kerstin Rogge-Mönchmeyer, die das Bauprojekt nervenstark geleitet hatte, fand der OB einen Superlativ und nannte sie seine „grandiose Betriebsleiterin“.

Lauert über dem Haupteingang: ein riesiger Ottifant

Im Anschluss wurde das Publikum zu Gespräch und Currywurst ins Foyer geladen, wo über dem Haupteingang ein riesiger Ottifant lauerte und die Liveband „Duo L.A. & Charly Murek“ für Stimmung sorgt. Die gelungene Premiere sorgte bei den Verantwortlichen für allgemeine Erleichterung. Thorben Anders war jedenfalls der Meinung. „Wir haben gezeigt, was das neue Haus kann.“ – Die Normalität begann schon am Sonnabend, als das erste klassische Konzert über die Bühne des Festspielhauses am Wall ging.