Ostfriesland – „Modellregion“ für Sprachen-Charta

Aurich. Ostfriesland ist bisher die einzige Region in Niedersachsen, die seitens der Kommunen flächendeckend Beauftragte für Plattdeutsch eingesetzt hat. Daher könne es als „Modellregion für die Umsetzung der Sprachen-Charta in diesem Punkt aufgefasst werden“. Das teilte die Ostfriesische Landschaft am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit.

Die Landschaft hat eigens eine Umfrage unter den Kommunen gestartet, um zu ermitteln, wie es mit der Umsetzung der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen in den Verwaltungsbehörden der Landkreise, Städte und Gemeinden in Ostfriesland steht. Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Nahezu alle ostfriesischen Kommunen ermöglichen demnach, dass Plattdeutsch gesprochen werden kann und ein Beauftragter für Plattdeutsch eingesetzt wurde. Zudem habe sich gezeigt, dass viele Kommunen Plattdeutsch in Ratssitzungen sprechen und mindestens eine Sitzung im Jahr “heel un daal up Platt” abhalten, heißt es in der Mitteilung. Dabei sei ein “Dolmetscher” nicht nötig, versichert Grietje Kammler, Leiterin der Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft.

Arbeiten müsse man indes am Etat für Plattdeutsch in den Kommunen, da nicht überall eigene Gelder für die Arbeit mit und für Plattdeutsch zur Verfügung gestellt werden.

Die Ostfriesische Landschaft werde die Auswertung der Umfrage zum Anlass nehmen, mit einigen Kommunen das Gespräch zum Umgang mit Plattdeutsch zu suchen und über die Umsetzung der Sprachen-Charta und die Optimierung der Förderung der ostfriesischen Regionalsprache zu beraten.

Die Umfrageergebnisse dienten zudem der Arbeit von ALLviN (Arbeitsgemeinschaft der Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen) und dem NHB (Niedersächsischer Heimatbund) als Grundlage für den Aufbau eines niedersachsenweiten Netzwerks von Plattdeutschbeauftragten.

Die Sprachencharta wurde 1999 in Deutschland zum Erhalt und zur Förderung kleinerer Sprachen in Kraft gesetzt. Sie besagt im 10. Artikel zum Thema „Verwaltungsbehörden“, dass jeder seine Regional- und Minderheitensprache in öffentlichen Verwaltungen und Dienstleistungsbehörden sprechen kann. Sie sichert außerdem zu, dass die jeweilige Regional- oder Minderheitensprache in Versammlungen zugelassen ist und gegebenenfalls eine Übersetzung sichergestellt werden muss. Darüber hinaus soll es in den Verwaltungen und Dienstleistungsbehörden einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin für die Sprache geben.

► Sowohl der Text der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen als auch die anonymisierten Umfrageergebnisse können auf der Homepage der Ostfriesischen Landschaft eingesehen werden.