Schöne Bereicherung der kulturellen Vielfalt

Weener. Der Himmel grollte – und das bei vollem Sonnenschein, als das Organeum in Weener am Sonntag (24. April) zum ersten Gartenkonzert des Jahres einlud. Es gab mächtige Wolkenbildungen, aber es blieb trocken, und die rund 40 Gäste hatten das Vergnügen, Trios und Divertissimenti von Josef Haydn zu genießen, die unter dem schönen Titel „Il Mondo della Luna“ (Die Welt auf dem Mond) angeboten wurden. Dabei handelt es sich um eine Oper von Haydn, aus der er selbst für die Divertimenti musikalische Phrasen herauslöste und in die dreisätzigen Musiken einarbeitete.

Ein reines Haydn-Programm boten Pauline Nobes, Christoph Otto Beyer und Hajo Wienroth

Das Trio in der Besetzung Hajo Wienroth (Klappenflöte), Professorin Pauline Nobes (Violine) und hristoph Otto Beyer (Violoncello) spielte Barockinstrumente und stellte unter anderem einige derer Spezifika vor. So erfuhren die Besucher zwischenzeitlich, dass die Traversflöte noch bis 1917 in Orchestern Vorrang hatte vor der modernen Böhm-Querflöte. Interessant auch, dass Brahms kein solches „Donnerrohr“ in Ensembles zuließ, die seine Musik spielten.

Auch die Frage, wie denn eine Violine zu halten sei – unter dem Kinn oder an der Brust -, wurde mit Hinweis auf Leopold Mozart beantwortet. Der Amadeus-Vater hatte nämlich angemerkt, dass die eine Haltung (an der Brust) zwar hübsch anzusehen sei, die andere (unter dem Kinn) aber praktischer für das Spiel sei.

Blick aus dem Garten auf die rückwärtige Terrasse des Organeums, wo die Musiker positioniert waren

Solchermaßen mit Fachwissen ausgestattet, konnten die Besucher nun umso mehr die gebotenen heiteren Trios und Divertissements genießen, deren Sätze mal sanglich, mal spritzig, getragen oder gar arios erschienen und die eine kammermusikalische Fülle von Ideen des Vielkomponisten Haydn präsentierten, die sich im Verlauf des Vortrags akustisch scheinbar miteinander verschränkten und zu einem anhaltend schmeichelndem Ganzen verbanden.

Um das Hören im freien Raum des Organeum-Gartens zu erleichtern, hatte man Mikrophone aufgebaut. Und die Musik musste manches Mal tatsächlich mit dem durchdringen Geschrei von Krähen konkurrieren. „Alles Natur!“, meinte ein Besucher und wirklich – die Musik des Komponisten der Wiener Klassik ist zwar höfisch, dabei aber so frisch und eingängig, dass ihr Vogelgezeter nicht die Wirkung nimmt. Als Zugabe spielte die Musiker – Haydn. Natürlich! Es erklang der 1. Satz der Sonata Nr. 5, ein Adagio.

Da geht es in der Garten: einfach, aber ausreichend war der Hinweiszettel an der Vordertür des Organeums

Das alles war wunderhübsch gespielt, in freundlichster Weise humorvoll moderiert und ein Frischluft-Vergnügen der besonders empfehlenswerten Art. Das nächste Gartenkonzert bietet das Organeum am 22. Mai um 15 Uhr an. Dann geht es um die Musik von Bachs Schülern und Söhnen. Es spielen Hajo Wienroth (Traversflöte) und Winfried Dahlke (Cembalo und Tafelklavier). Hausherr Dahlke hatte eingangs auch darauf verwiesen, dass die Gartenkonzerte eine Frucht der Pandemie und ihrer Beschränkungen gewesen seien. Dass sie nun fortgesetzt werden, ist eine schöne Bereicherung der kulturellen Vielfalt in Ostfriesland.