Derzeit kein Personalmangel bei Lutheranern

Emden. Der Evangelisch-lutherische Sprengel Ostfriesland-Ems kann derzeit nicht über Personalmangel klagen. Es gibt 31 neue Pastoren und 250 ausgebildete Prädikanten, die in 155 Kirchen- und Kapellengemeinden dafür sorgen, dass kaum Vakanzen entstehen. Zudem gebe es außerordentlich aktive Kirchenkreise. Das sagte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr vor dem Generalkonvent des Sprengels, der in der Johannes a Lasco Bibliothek tagte. Dazu waren rund 150 Theologen aus Ostfriesland und dem Emsland zusammengekommen – erstmals wieder in Präsenz.

Generalkonvent in der Johannes a Lasco Bibliothek: rund 150 Pastorinnen und Pastoren kamen

Ob die personelle Lage dauerhaft so komfortabel bleibe, sei allerdings nicht sicher, schränkte Klahr ein. Gleichwohl könne man im Sprengel nach wie vor darauf rechnen, dass die Mitglieder ihrer Kirche treu blieben. Ein Schwund von weniger als einem Prozent sei zwar dennoch sehr schade, aber es handle sich dabei weniger um Austritte als um Sterbefälle.

Sprachen auf dem Generalkonvent: Landesbischof Ralf Meister, Professor em. Dr. Hans-Martin Gutmann und Regionalbischof Dr. Detlef Klahr. Bild: Hannegreth Grundmann

Landesbischof Ralf Meister war am Morgen aus Hannover angereist, um beim Generalkonvent einen Bericht aus Sicht der Landeskirche zu geben. Er erläuterte, dass sich die klassische Situation innerhalb der Gemeinden verändere. Willkommen sei heute, wer sich aktiv einsetzen wolle – unabhängig davon, ob er Kirchenmitglied sei oder nicht. Auch die Tatsache,, dass viele Getaufte nicht mehr Mitglied der Kirche sind, müsse diese aushalten. Die zentrale Frage sei: Was dient dem Menschen? Daran solle man sich ausrichten. Es sei nicht an der Kirche, in Abgrenzung von anderen Religionen eine eigene Dogmatik zu formulieren.

Als Gastreferent war der emeritierte Professor Dr. Hans-Martin Gutmann aus Hamburg angereist. Er hielt einen Vortrag über „Die Chancen der Seelsorge in Zeiten der Krise“. Gutmann hatte 2001 unter dem Eindruck des Terroranschlags vom 11. September 2001 eine Seelsorge-Lehre verfasst, die er in Emden auf den Ukraine-Krieg bezog. Die Kirche als Ganzes sei eine Seelsorge-Bewegung. Im Alltag bedeute dies, traumatisierten und verstörten Menschen zunächst einmal Wertschätzung entgegen zu bringen, ehe sie fachlich betreut werden könnten. Unterstützt werden könne nur gewaltfreier Widerstand. Kirchliche Aufgabe sei es, aus einer Position des „gerechten Friedens“ heraus zu agieren.

Der Generalkonvent findet einmal im Jahr statt und dient vor allem dem Austausch und der Begegnung der lutherischen Theologen. Der Sprengel umfasst knapp 300 000 Gemeindeglieder in den Kirchenkreises Aurich, Emden-Leer, Emsland-Bentheim, Harlingerland, Norden und Rhauderfehn.