„Wir sind eine irritierte Gesellschaft“

Diskussionsforum der Hochschule Emden/Leer und des Sprengels Ostfriesland-Ems

Emden. Der Krieg in der Ukraine war Thema eines Diskussionsforums des Sprengels Ostfriesland-Ems und der Hochschule Emden/Leer in der Martin-Luther-Kirche in Emden. Das teilte die Pressestelle des Sprengels mit.

„Europa – wie Frieden heute gestalten?“ wolle die Gelegenheit zum Gespräch über die Kriegsereignisse geben, sagte Christoph Jebens, Pastor der Martin-Luther Kirchengemeinde, in der Veranstaltung, als er stellvertretend für den erkrankten Regionalbischof Dr. Detlef Klahr die rund 60 Teilnehmenden begrüßte.

Gestalteten das Forum: Margarethe Huisinga, Pastor Sven Grundmann (Holtland), Pastor Christoph Jebens (Emden), der Präsident der Hochschule Emden/Leer Professor Dr. Gerhard Kreutz, Birte Engelberts, Studienberatung der Hochschule, Militärpfarrer Dirk Brandt (Oldenburg) und Professor Dr. Eric Mührel (Koblenz). Bild: Hannegreth Grundmann

Hochschulpräsident Professor Dr. Gerhard Kreutz gestand, dass er nicht erwartet habe, in diesen Tagen an das Thema „Europa“ ganz anders herangehen zu müssen als 2013 als die Veranstaltungsreihe begann. Damals ging es um die Europäische Union und das friedliche Zusammenleben in dieser Gemeinschaft.

„Wir sind eine irritierte Gesellschaft“, erklärte Professor Dr. Eric Mührel, Initiator des Veranstaltungsformats: „Den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben wir uns nicht vorstellen können.“ Ein gemeinsamer gesellschaftlicher Diskurs darüber sei erforderlich. Das Format mit der Fragestellung „Wie Frieden heute gestalten?“ eröffne da einen Horizont.

Birte Engelberts von der Studienberatung der Hochschule Emden/Leer schilderte, wie sich aus einem Spendenlauf der Hochschule die Idee eines Hilfskonvois entwickelte. Mit vier voll beladenen Bullis ging es nach Uzghorod. Auf dem Rückweg wurden Flüchtende mitgenommen.

Sven Grundmann, Pastor aus Holtland, berichtete davon, dass man in Holtland 30 Geflüchtete mit Hilfe von 18 Helfern und vier Dolmetschern betreut. Es seien fast ausschließlich russische Muttersprachler aus der Ostukraine, denen eine Rückkehr nicht möglich sei, weil die Häuser zerstört seien. Grundmann, der zugleich Vorsitzender des Gustav Adolf Werks (GAW) Ostfriesland ist, verwies darauf, wie schnell und gezielt das Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland helfen konnte. „Wir verstehen unsere Arbeit immer auch als ein Stück Friedensarbeit, eine Unterstützung über alle ethnischen, sprachlichen und religiösen Grenzen hinweg.“ Aber es brauche dafür einen „langen Atem.“

Kooperation und Freundlichkeit sei das Wesen des Menschen und nicht Bosheit. Dies hätte die Vorstellung der Hilfsprojekte in der Ukraine und angrenzenden Nachbarländern und auch die Aufnahme der Geflüchteten in Ostfriesland gezeigt, sagte vom Evangelischen Militärpfarramt Oldenburg. Brandt war in Vertretung für Ulrike Fendler, Evangelisches Militärpfarramt Leer, nach Emden gekommen.

Im Gespräch mit Hochschulpräsident Kreutz ging Militärpfarrer Dirk Brandt vom Evangelischen Militärpfarramt Oldenburg auf die veränderte Situation der Soldaten ein. „Ich bin froh, dass wir eine Bundeswehr haben, die Wert legt auf die politische Bildung und die Gewissensbildung, und dass ich mit dem Ethikunterricht, den ich gebe, dazu beitragen kann.“ Er hoffe darauf, dass die Humanität, die Fähigkeit zur Selbstkritik und die Sehnsucht nach Frieden in dieser Situation gestärkt würden.

Die Veranstaltung wurde von Margarethe Huisinga aus Nortmoor mit ihrem Akkordeon begleitet. Ein Team der Medientechnik der Hochschule um Stefan Geschwentner sorgte für die Beleuchtung des Kirchenraums in den Farben der Ukraine.