Ausgefeiltes Gesamtkunstwerk

Hinte. Ein ausgefeiltes Konzert mit Werken von Gabriel Fauré im Chor der Kirche zu Hinte fand am späten Sonntagnachmittag ein erwartungsvolles Publikum. Initiatorin Brigitte Höhn, die auch die Gesamtleitung der Veranstaltung hatte, war es wieder gelungen, ihre Ensembles auf den Punkt genau vorzubereiten und musikalisch zusammenzuführen. Die Pianistin und Organistin hat Erfahrung mit solchen Inszenierungen. Die ehemalige Lehrerin an der Musischen Akademie Emden leitete viele Jahre einen Frauenchor, dessen erlesene adventliche Konzerte in der katholischen Kirche St. Michael zum festen Programm in der Emder Vorweihnachtszeit gehörten.

Der Chor der St. Martinskirche zu Hinte wurde zum Konzertsaal umfunktioniert

Jetzt hatte sie einen Projektchor zusammengerufen, der mit stimmlicher Reinheit, exaktem Timing und genauer Artikulation überzeugte. Dazu war ein kleines Orchester gestellt. Zudem gab es Solisten, wobei die Musikerfamilie Waskowiak einen großen Anteil hatte. Marie Waskowiak (Querflöte), Esther Waskowiak (Violoncello) und Marc Waskowiak (Klavier, Harmonium) übernahmen fast im Alleingang den kammermusikalischen Teil mit den wunderbaren kostbaren Kompositionsperlen Gabriel Faurés – darunter auch die melancholische „Pavane“ und die elegante „Elegie“. Michael Schunk (Violine) gestaltete mit Brigitte Höhn am Klavier den Auftakt mit einer reizend schwingenden „Berceuse“.

Lea Waskowiak überzeugte mit einem kraftvollen und zugleich glasklaren Sopran, als sie gemeinsam mit Daniela Dammert (Mezzosopran) einen marianischen Hymnus „Maria Mater gratiae“ sang, die sich im einst katholischen Chor der St. Martins-Kirche ganz herrlich im Raum verströmte – ein wirklicher Kunstgenuss, den Brigitte Höhn am Klavier begleitete.

Doch dann kam die Stunde des Projekt-Chores, der mit kleiner Besetzung eine erstaunliche gesangliche Tiefe erreichte und ganz beweglich auf die Anforderungen der „Messe de Pêcheurs de Villerville“ reagierte. Höhn hielt dabei in jeder Sekunde die Fäden fest in der Hand und leitete mit viel Bewegung Chor und Orchester, die darauf sehr präzise reagierten.

Das gehört zur Kunst von Brigitte Höhn – ihre Sänger und Musiker zur Exaktheit anzuleiten und den Beteiligten die Bedeutung ihrer Vorstellungen so zu verinnerlichen, dass es kollektive Erfahrungen werden. In so fern war es ein glückliches Konzert, und in so fern ist es auch schade, dass es nur einmal zu hören war. Denn die Konzerte der Musikerin und ihren Mitstreitern setzen Maßstäbe. Und die kleine Fischermesse war die rechte Komposition, um das zu demonstrieren.

Zum guten Ton gehörte auch das gute Wort. Und das hatte Christiane Ginschel verfasst, die es selber allerdings nicht moderieren konnte, weil sie erkrankt ist. So führte Frauke Thees die Zuhörer durch das Programm – und auch das war Maßarbeit. Ein bisschen aus dem Leben des französischen Komponisten, ein kleiner, aber bezeichnender Blick in die Historie, ein paar gut ausgewählte Informationen zu den Stücken – das machte einen sehr vorteilhaften Eindruck und band instrumentale, vokale und verbale Beiträge wunderbar zu einem eineinhalbstündigen Gesamtkunstwerk zusammen.