Monumentaler Eröffnungsabend

Aurich. Da war ganz schön was los auf der Bühne in der Lambertikirche. Kraftvoll und emotionsgeladen war das Eröffnungskonzert des 39. Musikalischen Sommers in Ostfriesland angelegt, mit einer großartigen Musikauswahl, die für Ausstrahlung sorgte. Drei Klaviertrios von Beethoven, Gorokhov und Rachmaninow standen auf dem Programm und wurden von Franziska König (Violine), Leonid Gorokhov (Violoncello) und Iwan König (Klavier) attraktiv präsentiert.

Beethovens Opus 1, hinter dem sich drei Klaviertrios verbergen, machte den Anfang – heiter, fröhlich und vorantreibend. Hier, im Opus 1,2 zeigt sich ein Komponist am Ausgangspunkt seiner Karriere und Entwicklung. Und dennoch ist in der Dynamik und den musikalischen Effekten typisch Beethoven’schen zu entdecken. Die drei Musiker nutzten das Trio, um von Beginn an zu dokumentieren, dass dieser Abend sich aus dem Kammermusikalischen entheben und statt dessen raumgreifender gestalten würde.

Das galt auch für ein ganz neues Werk, das der weitgereiste, weltgewandte Cellist Leonid Gorokhov, derzeit Professor in Hannover, erst 2021 komponiert hat. Sein Trio „Die Nacht ist nicht mehr fern“ ist ganz klassisch aufgebaut, tonal, spätromantisch und in der Wirkung sehr ernsthaft und seriös. Es gibt wunderbare lyrische Passagen, in denen das Cello elegant zum Einsatz kommt. Es ist aber bezeichnend, dass alle drei Instrumente gleichermaßen wirkungsvoll in Szene gesetzt werden, sich aber auch melodisch wundervoll in Szene setzen lassen. Eine Komposition, die man gerne wiederhören möchte, zumal das Nacht-Thema hier in allen Abstufungen zum Klingen gebracht wird. Ganz zauberhaft.

Abschluss und Höhepunkt war Rachmaninows Refenz an den völlig unerwartet verstorbenen Tschaikowski – das Trio élégique op. 9 in d-Moll. Hier wird geklagt, beklagt, gejammert. Hier gibt es Momente der Verzweiflung, des Trostes. Hier toben sich Klavier und Cello aus. 45 Minuten dauert dieser Furor, und fast will es scheinen, als wollte Rachmaninow überhaupt nicht mehr aufhören. Lang zieht sich jeder der drei Sätze hin, geradezu monumental ist die Wirkung, die König, Gorokhov und Franziska König im Spiel erreichen.

Das Publikum in der gut besetzten Lambertikirche ist derart gebannt, dass der Applaus erst nach langer Pause einsetzt, so beeindruckend war das Spiel der Drei und die massige Wirkung der Darbietung. – Ob es angesichts dieser emotional anrührenden Reaktion klug war, noch einen Beethoven-Satz anzuschließen? Sicher nicht. Denn mit dem letzten Ton des Rachmaninow-Trio war der Abschluss-Punkt bereits mit Nachdruck gesetzt. Und an solchen Punkten sollte man – bei aller Achtung vor Beethoven – besser nicht rütteln.