Situationskomik erzeugte lockere Stimmung

Spöldeel Hinte feierte Premiere mit „Neurosige Tieden“

Hinte.
Drei Jahre mussten sie warten, bis sie wieder spielen durften – und auch dann saß ihnen das Corona-Virus auf den Fersen und ließ die Frage, ob denn nur wirklich wieder gespielt werden könnte, bis zum letzten Moment offen. Erst am Tag der Premiere entschied sich morgens in aller Frühe, dass alle Spieler gesund parat standen. Also Premiere!

Eine vermeintlich mörderische Situation: Karl Potinius, Teda Reiter, Lena Richter, Michael Redenius, Heidi Richter auf der Bühne der IGS Hinte

In der IGS Hinte sammeln sich die Besucher. In lockerer Runde wird geplaudert. Die Loquarder Handörgler musizieren. Dann beginnt das Spiel auf der Bühne und führt die Besucher in den offenen Bereich einer psychiatrischen Abteilung. Die hier lebenden Menschen sind keineswegs krank, das würde dem Komödien-Prinzip auch widersprechen, aber sie weisen alle gewisse Macken auf, die von Sexsucht bis zu Zwangsneurosen reichen.

Eine heikle Thematik in komödiantischer Form – das kann daneben gehen. Doch die Hinter Spöldeel blieb bei den skurrilen Momenten und sorgte mit viel Situationskomik für lockere Stimmung. Den Nachbarn, den Freund, den Bekannten auf einer Bühne zu sehen – das sorgte zudem für Erheiterung.

Die Story ist einfach: Die Wohngruppe erhält Besuch von der Mutter der Patientin Agnes, die nicht weiß, dass ihre Tochter in einer Einrichtung lebt. Agnes ihrerseits bemüht sich, die Mutter nichts von ihrem aktuellen Status wissen zu lassen. Die Wohngruppe macht den Verschleierungsversuch mit – so gut es eben geht. Das zieht nun munter Verwechslungen, Missverständnisse und komische Situationen nach sich.

Da ist Karl Potinius, der als kontaktscheuer Willy eine ganz starke Rolle ausfüllt. Auch der auf seinen Putz-Fimmel fixierte Hans (Michael Redenius) wird, sehr zum Vergnügen der Besucher, ganz ausgezeichnet dargestellt. Karina Redenius ist die Protagonistin der ganzen Geschichte, die als Agnes jede sich bietende Situation gekonnt ausnutzt, um ihre spezielle Neigung anzudeuten.

Die Leidenschaft für einen Schlagerstar bringt Marianne (Lena Richter) in eine unangenehme Lage, aus der sie sich aber in einem Moment der Selbsterkenntnis selber befreit. Edeltraut Thonicke ist als Alice schwer damit beschäftigt, einen möglichst dichten Schleier vor die eigene Vergangenheit zu ziehen. Heidi Richter zieht sich als Malerin Dörte buchstäblich selber aus dem Sumpf ihrer Krankheit. Michael Haschenburger beweist, dass man als Schlagerstar keine überragende Stimme benötigt, um im paillettenbesetzten Jackett auftreten zu dürfen. Er hatte seinen stärksten Einsatz zusammen mit Michael Redenius in einer neurotischen Nachtszene, die nun wirklich ergötzlich ausfiel und den Besuchern viel Freude bereitete.

Als misstrauische Ärztin kontrollierte Jakobine Potinius die Wohngemeinschaft. Teda Reiter bot als Tuppa-Tante Herta eine amüsante Leistung, denn sie fiel bühnenwirksam in Ohnmacht,wurde auf der Bühne herumgezerrt, fand sich bald auf dem Sofa, bald unter einem Teppich wieder. Garrelt Dieken war als Beschäftigungstherapeut unterwegs und versuchte vergeblich, die Patienten zum Basteln zu überreden. Leon Redenius hatte als Debütant des Abends einen Kurzauftritt als Reporter Freddi.

Auf zwei Toopusters können sich die Hinter Spieler verlassen: Leni Zimmermann und Christa Oltmanns führten die Spieler um einige Klippen herum. Die Regie hatte Gerhard Thonicke übernommen, der auch moderierte. Das Bühnenbild bauten Enno Richter, Hinni Ubben, Roland Reiter und Gerhard Thonicke.

► Die nächsten Veranstaltungen: 14. und 15. Oktober sowie 21. und 22. Oktober jeweils um 20 Uhr in der Aula der IGS Hinte. Eintritt: sechs Euro, Reservierung: Fresena Apotheke.