Kleines Team bewältigt große Aufgaben

Emden. Die Johannes a Lasco Bibliothek hat im Jahr 2022 auf vielfältige Weise Projekte bearbeitet,
deren Auswirkungen erst im nächsten Jahr und weit darüber hinaus zu spüren sein werden. „Es sind
langfristig angelegte Projekte, die für uns sehr bedeutend sind“, sagt der wissenschaftliche Vorstand
der Bibliothek, Professor Dr. Kestutis Daugirdas, in seinem Rückblick.

Dazu zähle etwa ein Akademie-Antrag, der bei der Union der deutschen Akademien der
Wissenschaften gestellt wurde und das Bibliotheks-Projekt „Religion und Naturwissenschaft im
Umbruch: Sozinianische Briefwechsel und Inedita digital“ auf 21 Jahre absichern soll. Dieser
Antrag wird von acht Institutionen – darunter befinden sich die Technische Hochschule
Mittelhessen, die Akademien der Wissenschaften Göttingen und Mainz oder die Theologische
Fakultät der Universität Tübingen – bundesweit mitgetragen. „Allein schon der Einzug in die finale
Bewertungsrunde ist ein sehr schöner Erfolg – ganz gleich wie das hochkompetitive Verfahren
ausgeht“, betont Daugirdas, auch mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit und Qualität des
Akademieprojektes.

Will die Bibliothek im wissenschaftlichen Bereich langfristig absichern: Professor Dr. Kestutis Daugirdas. Bild: JaLB

Allerdings müsse sehr deutlich gemacht werden, dass Gelder, die über solche Forschungsvorhaben
eingeworben werden, streng an das jeweilige Projekt gebunden sind und keinesfalls für den
Arbeitsalltag einer Bibliothek eingesetzt werden dürfen. Der eigentliche Finanzrahmen der
Bibliothek sei abhängig von den Erträgen der Stiftung – und der sei nach wie vor eng. Das bedeute, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einiges abverlangt werde und man notfalls auch mal den
Urlaub abbrechen müsse, um dringende Arbeiten zu erledigen. „Das ist schon eine selbstlose
Teamleistung, auf die ich mit Hochachtung blicke“, lobt der wissenschaftliche Vorstand.

Unerlässlich für die Arbeit der Bibliothek sei die Anschaffung eines Hochleistungsscanners, für
dessen Finanzierung das Land Niedersachsen noch unter Wissenschaftsminister Björn Thümler
eingesprungen sei. Zur Zukunftssicherung zählen auch die Bauarbeiten, die im Januar in einem
ersten Abschnitt beginnen sollen. Der Bauantrag sei inzwischen bei der Stadt Emden gestellt
worden. Geplant ist, zunächst im südlichen Dachgeschoss einen zusätzlichen Bürotrakt einzuziehen,
um Arbeitsräume für die im Hause tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen.

Die in diesem Jahr erfolgten Tagungen seien ebenfalls Grund zur Freude und Zuversicht. Die
interdisziplinär angelegten Veranstaltungen im Rahmen des Projektes „Konfessionskultur des
Reformiertentums im Nord- und Ostseeraum“ fänden auch überregional und international große
Beachtung, seien gut frequentiert und bewegten sich auf hohem fachlichen Niveau. Nach den ersten
beiden Tagungen, in denen es darum ging, das neuzeitliche Reformiertentum auf die Interaktion mit
der Wissenschaftsgeschichte und mit Recht und Politik abzuklopfen, wandte sich die dritte Tagung
den ästhetischen Kulturen zu. Für die nächsten Jahre stehen Militär-, Wirtschaftskulturen und
reformierter Kirchenbau auf der Agenda. Die besondere Attraktivität der Tagungen ergeben sich aus
der Vielzahl neuer Forschungsfelder, die durch den interdisziplinären Ansatz des Projektes
hervortreten. „Man sieht, was noch alles brach liegt.“

Zufrieden ist Daugirdas auch mit den Sonntagsmatinéen, die die wissenschaftlichen Programme der
Bibliothek musikalisch flankieren. Nach den zwei Pandemie-Jahren, die „nicht so erfreulich
waren“, haben die Besucherzahlen wieder angezogen. Man sei dabei darauf bedacht, auch regionale
Komponisten des Barock in die Programmgestaltung einzubeziehen – wie etwa den in Esens
geborenen Philipp Heinrich Erlebach. Auf der Ebene der Ausstellungen werden regionale Themen
ebenfalls verstärkt berücksichtigt. „Mit Vorfreude“ erwarte der wissenschaftliche Vorstand die
Eröffnung der Ausstellung zur „herausragenden Ostfriesin Antje Brons“ im April 2023.

► Das aktuelle Forschungsvorhaben der Johannes a Lasco Bibliothek „Zwischen Theologie,
frühmoderner Naturwissenschaft und politischer Korrespondenz: Die sozinianischen Briefwechsel“,
das als graphbasierte Edition aufgearbeitet wird, ist erreichbar unter www.sozinianer.de