Große und kleine Perlen der Kultur

Aurich. Seit 30 Jahren gibt es den „Ostfriesland. Kulturkalender“. 16 Jahre lang betreute, schrieb und entwickelte ihn Katrin Rodrian in ihrer Funktion als Leiterin der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft. Mit ihrem Abschied aus diesem Amt zum Ende Januar ist der diesjährige Kulturkalender, der früher „Seh-Wege“ hieß, der letzte, den sie verantwortet. Er wurde am 24. Januar in Aurich vorgestellt und bietet auf 44 Seiten einen Überblick über den ostfriesischen Veranstaltungsbereich „mit seinen großen und kleinen Perlen“, wie Katrin Rodrian selber sagte.

16 Jahre im Amt: Katrin Rodrian mit dem letzten, von ihr verantworteten Kulturkalender. Bild: Werner Jürgens

Daneben hat die Autorin einen Sonderteil „Geschichte und Geschichten“ dazu gestellt, der an die elf „Herrlichkeiten“ der Region erinnert. Das Heftchen endet mit allerhand Jubiläen, die in diesem Jahr gefeiert werden. Darunter sind: der 150. Geburtstag des Heimatforschers und Geologen Dodo Wildvang, 200 Jahre Leeraner Stadtrecht, der 400. Jahrestag der Plünderung Aurichs durch die Mansfelder, der 550. Geburtstag des Häuptlings Sibet Attena. Aber auch des 150. Jahrestages der Gründung der Tee-Firma Thiele & Freese in Emden wird gedacht.

Zum Schluss streut Katrin Rodrian noch die Legende vom Biggenboom von Strackholt ein. Diese Sage führt 550 Jahre zurück. 1473 überfallen die Oldenburger die Burg Uplengen, plündern die Dörfer Strackholt und Bagband und rauben den Abendmahlskelch aus der Strackholter Kirche. Diesen nutzen sie für ein Saufgelage, werden dabei vom Pastor erwischt und von diesem mit einem Bannspruch belegt: Die „Ferkel“, die sich unter einer dort stehenden mächtigen Eiche derart betrunken haben, sollen bis in alle Ewigkeit verflucht sein. Biggenboom (Ferkelbaum) heißt die Stätte bis heute. „Und in der Tat wächst an der Stelle kein Baum gut an“, sagt Katrin Rodrian. Sie hat den Oldenburgern den Vorschlag gemacht, doch einmal darüber nachzudenken, ob man den jahrhundertealten Bann nicht endlich einmal brechen wolle – mit Symbolen und einem Fest. Eine Antwort auf ihren Vorschlag liegt noch nicht vor.

Stellten den Kulturkalender für 2023 vor: Katrin Rodrian, Leiterin der Kulturagentur, Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger und Signe Foetzki, Pressesprecherin der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Bild: Sebastian Schatz

Finanziert wird der Kulturkalender über die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse. Deren Öffentlichkeitsarbeiterin Signe Foetzki, dankte Katrin Rodrian ganz ausdrücklich für ihre Arbeit an dem „Heftchen für die Westentasche“. Der Kalender sei nicht nur anregend gestaltet, sondern auch ungemein praktisch angelegt – mit dem chronologich geordneten Veranstaltungskalender und den spannenden Geschichten.

Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger machte auf die schlechte Situation im Kulturbereich aufmerksam. „Wir stehen vor einschneidenden Veränderungen. Da ist der Kalender umso bedeutsamer.“ Derzeit gelte eine Veranstaltung bereits als ausverkauft, wenn sie zu 50 Prozent besetzt sei, zitierte Stenger einen Kulturschaffenden. Förderungen seien ausgelaufen, dazu kämen Teuerung und Inflation. Daraus lasse sich ablesen, wie schwer die Kultur es haben werde. Parallel dazu gäbe es Förderanfragen in Hülle und Fülle, erläuterte Signe Foetzki. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg konnte das bestätigen. Die Kulturförderung über die Ostfriesische Landschaft sei völlig überzeichnet. „Wir konnten 60 Prozent der Anfragen mit den zur Verfügung stehenden 170 000 Euro bedienen. Aber der Bedarf ist rund 100 Prozent höher.“

► Der Kulturkalender ist in einer Auflage von 15 000 Stück erschienen. Diese sind auf der ostfriesischen Halbinsel zum kostenfreien Mitnehmen ausgelegt worden. Darüber hinaus verschickt die Ostfriesische Landschaft das Helft auf Anfrage.