Peterke als Fürsprecherin der Frauen

Emden. Die Emder Friesenbühntjerin, Spielerin und Regisseurin Birgit Frerichs hat mit ihrer Darstellung der Straßenfegerin Peterke Janßen de Boer als theatrale Figur offenbar einen Nerv getroffen. Schon im Sommer letzten Jahres sorgte ihre Präsentation des Lebens und Wirkens der alleinstehenden Frau, die keine staatlichen Almosen annehmen und ihr Leben lieber durch das Verrichten niederer Arbeiten fristen wollte, für Furore.

Birgit Frerichs als Peterke neben der Platsik von Karl-Ludwig Böke. Bild: privat

Als Straßentheater direkt bei der Peterke-Plastik in der Fußgängerzone Große Straße war Birgit Frerichs mehrfach zu erleben, und immer bildete sich eine Traube von Menschen um die Darstellerin, die sich durch passende Kleidung und Attribute wie Eimer, Schaufel und Besen in Peterke verwandelte.

Grundlage ihres in Reimform vorgetragenen Textes war ein Gedicht der Emderin Gesine Heubült über die Straßenfegerin. Birgit Frerichs verstärkte die Illusion, indem sie aus der Sicht der Plastik, eine Arbeit des verstorbenen Leeraner Bildhauers Karl-Ludwig Böke, erzählte, wie diese die Stadt und ihre Menschen erlebt, während sie bewegungslos als Bronzestatue auf ihrem Platz verharrt.

Beim Internationalen Frauentag fügte Birgit Frerichs vor wenigen Tagen eine weitere Facette hinzu. Sie machte nämlich aus Peterke eine Fürsprecherin der Frauen weltweit. „Die Figur ist wahnsinnig interessant, weil sie zu vielen Themen Stellung beziehen kann.“ Das sind Themen, die Birgit Frerichs in tagelanger Recherche erarbeitet. Beim Frauentag war dies zum Beispiel: die Situation der Frauen im Iran, in Kenia und Bangladesh. Aber auch zu den 50er Jahren nahm Peterke/Frerichs Stellung. Denn damals mussten die Frauen in den meisten Fällen ihren Beruf aufgeben, wenn sie heirateten. Aber auch das Emder Frauenhaus, den Equal Pay Day oder Gewalt gegen Frauen boten die Möglichkeit, Peterke als Mahnerin und Fürsprecherin von Frauenthemen einzusetzen.

Um ihre Aussagen zu aktualisieren, nutzte Birgit Frerichs vor allem Material aus dem Deutschen Bundestag. Bei der Recherche stieß sie dann auf eine besonders bezeichnende Nachricht. Da ging es um den ersten Universalrechner, den die US-Army in den 40er Jahren für balistische Berechnungen in Betrieb nahm, der ENIAC. Auf den Pressefotos sind ausschließlich Männer zu sehen. Die Programmierung war jedoch von Frauen vorgenommen worden, den ENIAC-Girls.

Die Darstellung von Birgit Frerichs, die bei ihren Vorstellungen durch ihren Mund Peterkes spricht, wurde bei den Frauenveranstaltungen begeistert aufgenommen. „Es gab tatsächlich Standing Ovations.“

Tags: