Brillant gespieltes Konzert

Rysum. Die „Weltklassik“ im Fuhrmannshof bot am Sonnabend (29. April) einen Musiker auf, der von dem chinesischen Pianisten Lang Lang in besonderer Weise empfohlen wurde. Der Tscheche Jan Cmejla ist ein 19-Jähriger mit großen Fähigkeiten auf den Tasten. Sein Spiel erfolgt ohne große äußere Affektion. Doch bei aller Kühle und professionellen Distanz geht eine große ebenso innerliche wie intime Emotionalität von seiner Interpretation der Musik aus. Es ist ein Programm, das vielfältige Fähigkeiten erfordert, das den Pianisten herausfordert.

Wie jedes Konzert beginnt auch dieses mit einem Ritual der Gastgeberin. Kathrin Haarstick weiß auf unnachahmliche Art, ihre Gäste anzusprechen – locker, heiter, voll eigener Vorfreude auf das Konzert. Dicke Blumensträuße stehen auf der Bühne, es werden Kerzen am fünfarmigen Leuchter angezündet, ein Glöckchen erklingt. Und dann geht es los – mit Mozarts Sonate Nr. 18 in B-Dur, etwas akademisch klingt es, etwas streng. Doch schon mit dem nächsten Stück, Ravels „Jeux d’Eau“, ändert sich die Stimmung – fließende Tonkaskaden, harmonisches Aufsteigen, prasselndes Niederklatschen. Man sieht förmlich die Wasserfontänen vor Augen, das Spiel der Wellen, die Cmejla mit kraftvollem Anschlag hervorzaubert.

Der eigentliche Zauber aber beginnt mit Chopins Opus 22, einer umfangreichen Polonaise, deren kühne Harmonien der junge Pianist mit präziser Anteilnahme umsetzt und zu einem glanzvollen Abschluss bringt. Faszinierend ist es auf einer Leinwand zu sehen, wie die Hände scheinbar ein Eigenleben entwickeln und sich die ganze Breite der Kaviatur erobern.

Der eigentliche Höhepunkt des Konzertes aber sind die 22 Variationen, die Rachmaninow aus neun Takten des Chopin’schen Opus 22 heraus entwickelt. Man fragt sich, wie es möglich ist, die komplexen Wendungen und die differenzierten Klangwelten, die hier ihren raffinierten Ausdruck finden, überhaupt auswendig zu spielen – und das mit einer schwer beschreibbaren Kraft und Virtuosität.

Wenn Kathrin Haarstick eingangs schwärmte, dass Cmejla zu ihren besonders geschätzten Pianisten gehört, dann wird angesichts dieses durchdachten und brillant gespielten Konzertes klar, wie sie zu ihrer Einschätzung kommt.