Als der Tee zum Volksgetränk wurde

Norden. Das Ostfriesische Teemuseum in Norden zeigt bis zum 31. Oktober die Ausstellung
„Handel in Batavia. Teekultur aus fernem Lande“. Sie führt damit in 17. und 18. Jahrhundert, als das heutige globale maritime Handelssystem entstand, wie es in einer Mitteilung des Museums heißt. „Lukrative Geschäfte mit exotischen Gütern lockten die Europäer nach Asien, vor allem Gewürze, Porzellan und Seide waren begehrt.“


Zugleich öffnet das Teemuseum den Blick in die Geschichte der VOC, der Vereinigten Ostindischen Compagnie. 1602 schlossen sich nämlich mehrere niederländische Handelskompanien zusammen. „Damit entstand die erste Aktiengesellschaft der Welt.“ Diese habe das portugiesische Handelsmonopol in Asien gebrochen. 1619 wurde Batavia, das heutige Jakarta in Indonesien, gegründet und zum Handelszentrum Niederländisch-Ostindiens. „Die Stadt wurde in Europa zum Sinnbild für das faszinierende Fremde, versprach schnellen Reichtum und Abenteuer.“

Teehändler bei der Arbeit – das zeigt diese kleine Silberplastik aus Batavia, die um 1920 entstanden ist.

Die Sonderausstellung erzählt vom Handel mit Gewürzen und chinesischem Porzellan, vom kolonialen Leben in den Tropen, den Begegnungen der Niederländer mit der chinesischen Diaspora Südostasiens sowie mit der geheimnisvollen javanischen Kultur und ihren traditionellen Künsten und Bräuchen. Nach dem Anschluss Ostfrieslands an Preußen wurde 1751 in Emden die Königlich-Preußische Asiatische Handelscompagnie ins Leben gerufen. Das Konkurrenzunternehmen zur VOC trieb nur für wenige Jahre direkten Handel zwischen China und Ostfriesland. Auch aus dieser Episode, die prägend für die regionale Kulturgeschichte Ostfrieslands war, werden Objekte präsentiert.

Die VOC schickte, so heißt es in der Mitteilung, innerhalb von 200 Jahren etwa eine Million Männer nach Ostindien. Ein gewaltiges Heer an Matrosen, Soldaten, Händlern, Schreibern, Ärzten und Handwerkern, das sie nicht allein durch Landsleute stellen konnten. Das meiste Personal akquirierte sie in Deutschland, vor allem unter den Ostfriesen mit Seeerfahrung.

Auf Formosa, Deshima und in den chinesischen Vierteln Südostasiens kamen sie mit der Teekultur in Berührung. „Schnell erkannten die VOC die wohltuende und gesundheitsfördernde Wirkung des Tees und sandte um 1606 die ersten Kisten japanischen Grüntees in die Heimat.“ Ab 1610 sei regelmäßig chinesischer Tee aus Fujian importiert worden. Anfangs verkaufte man ihn als Medizin in Apotheken. Lange blieb das Produkt ein Luxusgetränk der Oberschicht.

Nach dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs nahm der Teehandel in Batavia zu, so dass auch die Preise auf den VOC-Auktionen in den Niederlanden deutlich fielen und sich das Getränk in allen Schichten verbreitete. Durch die engen wirtschaftlichen und familiären Beziehungen zu Ostfriesland wurde der Tee zum Volksgetränk.

► Gefördert wird die Ausstellung durch die Sparkassenstiftung Aurich Norden, die Regionale Kulturförderung der Ostfriesischen Landschaft, die Bürgerstiftung Norden, den Freundeskreis sowie den Förderkreis des Museums.

► Zur Sonderausstellung wird der Workshop „MitMachWerkstatt –Schätze an Bord“ für Kinder und Jugendliche angeboten. Hierin geht es um die Seefahrer und Händler, die im 18. Jahrhundert in das weit entfernte Batavia reisten, um dort Handel zu treiben. In einem interaktiven Rundgang durch die Ausstellung erfahren die Kinder, wie lang eine Schiffsreise von Westeuropa nach Batavia dauerte, welche Gefahren auf die Seeleute warteten und wie es ihnen auf den Schiffen ergangen ist. Im Anschluss gestaltet jedes Kind eine eigene Schatzkiste. ( für Kinder von sechs bis zwölf Jahren)

► Führung für Erwachsene „Kostbarkeiten aus Fernost“. Hier wird den Fragen nachgegangen, welche Handelsgüter im 18. Jahrhundert in Europa beliebt waren und wer die lukrativen Geschäfte abwickelte. Für Freunde des Tees wird eine Verkostung chinesischer und japanischer Tees angeboten. Termine unter https://teemuseum.de/veranstaltungen

► Ein Katalog zur Ausstellung ist für 19,80 Euro im Museumsshop erhältlich.

► Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.