Austausch über die Grenze hinweg
Bunderhee. Deutsche und niederländische Historiker haben sich zu einem „Steinhausgespräch“ im Steinhaus Bunderhee getroffen. 25 Teilnehmer diskutierten über „Niederländisch-deutsche kulturhistorische Projekte – Erfahrungen, Probleme und Perspektiven“. Das teilt die Pressestelle der Ostfriesischen Landschaft mit. Die Steinhausgespräche hätten eine hervorragende Möglichkeit geboten, „in gelöster Atmosphäre neue Kontakte zu schließen und gemeinsame Projektideen zu entwickeln“, erläuterte der Leiter der Landschaftsbibliothek, Dr. Paul Weßels. Er hatte, gemeinsaam mit dem Auricher Abteilungsleiter des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Michael Hermann, sowie Dr. Simon Halinck und Dr. Han Nijdam von der Fryske Akademy, das Treffen organisiert.
Im ersten Vortrag berichteten Professorin Dr. Raingard Esser und Professor Dr. Bart Ramakers von der Rijksuniversiteit Groningen über das deutsch-niederländische Forschungsprojekt „Niederländer in Ostfriesland – Sprache, Wirtschaft und Kultur seit der Frühen Neuzeit“. Erste Ergebnisse der Forschungen finden sich bereits im aktuellen Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands.
Ein ebenfalls erfolgreiches deutsch-niederländisches Projekt stellte Professor Dr. Henny Groenendijk von der Rijksuniversiteit Groningen vor. Darin geht es um „Die verschwundene Ems“, einen verlandeten Seitenarm des Flusses. Archäologische Untersuchungen förderten zutage, dass zwischen Westerwolde und dem Emsufer Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde, bevor sich das Bourtanger Moor über das Gebiet ausbreitete.
Danach berichtete Paul Weßels von einem grenzüberschreitenden Projekt zu „NS-Biographien in Ostfriesland und Groningen“, für das bislang noch kein Kooperationspartner auf niederländischer Seite gefunden wurde. Daraus ergab sich eine lebhafte Diskussion über die unterschiedlichen Forschungs- und Institutionenstrukturen in der Bundesrepublik und den Niederlanden.
Schließlich informierte Armin Gallinat, stellvertretender EDR-Interreg-Geschäftsführer, über „Fördermöglichkeiten für grenzüberschreitende Kooperationsprojekte durch das Interreg VI A-Förderprogramm“. Es umfasst ein Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro für einen Zeitraum von sieben Jahren. Grundvoraussetzung für die Förderung ist die Beteiligung deutscher und niederländischer Projektpartner. Auch das diesjährige Steinhausgespräch konnte mit Hilfe des Kleinprojektefonds „Interreg VI A“ teilfinanziert werden.
Zum Ausklang der Veranstaltung führte Dr. Sonja König vom Archäologischen Dienst der Ostfriesischen Landschaft noch durch das Steinhaus.
► Seit 2018 werden die Steinhausgespräche von Paul Weßels und Michael Hermann, durchgeführt. Durch seine Lage an der Grenze sowie das Ambiente ist das historische Steinhaus ein geeigneter Austragungsort für deutsch-niederländische Treffen.