Eleganter Abend mit reduzierter Aktion
Emden. Dem „Esprit Français“ gingen zwei Instrumentalisten und zwei Mimen am Montag (19. Juni) in der Johannes a Lasco Bibliothek nach. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte spielte sich vor rund 200 Zuschauern ein heiter-melancholischer Abend ab, bei dem die französische Musik zwischen Couperin und Aznavour in vielen kleinen Werken im Rahmen eines „visuellen Konzertprogramms“ vorgestellt wurde.
Dabei waren die Pantomimen für diesen visuellen Teil zuständig, den sie mit nostalgischen Erinnerungen füllten. Auf einer Leinwand bewegen sich die Protagonisten des Abends in einem französischen Café, ehe sie – welch eine wunderbare optische Täuschung – quasi aus dem Bild stiegen und ihre Plätze auf der Bühne einnahmen: der Pianist Jacques Ammon, der Cellist Eckart Runge und die beiden Mimen Wolfram von Bodecker und Alexander Neander.
In der Folge tauchen auf: ein Postbote in einer Uniform des 19. Jahrhunderts, ein hemdsärmeliger Schankwirt, ein Pierrot der Commedia dell‘ Arte, ein raffiniertes Schattentheater im Kleinformat. Abwechslungsreich ist das Programm auf jeden Fall. Dazu die Musik, die ihr breites Spektrum abbilden kann, weil die Musiker so qualitätvoll unterwegs sind – und das Amati-Cello von 1595 ein wunderbares Timbre offenbarte.
Den beiden vielfach ausgezeichneten Instrumentalisten standen die Pantomimen, beide Schüler von Marcel Marceau und beide begabt mit einer diffizilen Art der Ausdrucksfähigkeit, in nichts nach. Grandios, wie die Illusion erzeugt wurde, eine zuvor aufgesetzte Maske nicht mehr aus dem Gesicht lösen zu können, um dann in einem letzten Versuch das Malheur mit Krawall zu beenden. Auch die rasante „Fahrt“ eines Postboten bei der Zustellung von Briefen – markiert allein durch einen Lenker und geschickte Bewegungsabläufe – war bemerkenswert.
Die beiden Instrumentalisten arbeiteten sich parallel durch die französischen Komponisten – die Berceuse, ein Wiegenlied, von Germaine Tailleferre war dabei eine schöne Entdeckung, aber auch Debussys „Sonate d-Moll“ bot wunderbare Klangerlebnisse. „La Vie en Rose“ von Edith Piaf bezeugte die schöne Kultur, klassische Musik und Chanson nebeneinander wert zu schätzen. Dann wieder stand Oper auf dem Programm – Massenets Meditation aus „Thais“ – war eine schmeichelnde Eröffnung der zweiten Hälfte. Da Eckart Runge nicht nur spielte, sondern auch moderierte, bekam man eine ganze Fülle zusätzlicher Informationn mit sehr leichter Hand übermittelt.
Das war ein sehr eleganter Abend mit zurückgenommenen Aktionen, die aber dennoch sehr nachhaltig ausfielen: Pantomime und Musik in einem ungewohntem, aber intelligentem Miteinander.