Kurioser Grenzgang mit Spaßfaktor

Münkeboe. Vier Brüder, vier Musiker, vier Stuttgarter, die Hanke Brothers. Vier Brüder im Konzert? Funktioniert das? „Wir verstehen uns bestens – auf der Bühne“, beruhigt Blockflöter David Hanke. Im Laufe des Abends wird man feststellen, dass das stimmt.

Erst mal einen Blick darauf werfen: das Tee-Paket als Gastgeschenk, überreicht von Künstlerbetreuerin Berit Sohn (ganz links), erregte die Aufmerksamkeit der vier Stuttgarter. Bilder: Karlheinz Krämer

Das Quartett fällt durch eine kuriose Besetzung auf: Tuba, Klavier, Bratsche, Blockflöten. Im Laufe der folgenden drei Stunden gesellen sich noch Violine und Perkussionsinstrumente hinzu. Das Ergebnis: Hinreißend. Dies vor allem, weil die Vier eine klassische Ausbildung genossen haben und auf diesem soliden, qualitätvollen Grund aufbauen.

Einen Eindruck von spielerischer Leichtigkeit macht dann auch das, was das Quartett im Rahmen der Gezeitenkonzerte am Freitag (23. Juni) auf die Bühne in der Kirche zu Münkeboe bringt. Von Klassik bis Jazz spannt sich der Bogen, selbst A Capella-Gesang ist den vier Musikern – Vater Landeskirchenmusikdirektor, Mutter professionelle Geigerin – nicht fremd. Von der ersten Nummer an, herrscht Stimmung. Das Publikum – rund 225 Menschen füllen die Kirche – geht mit und spornt die jungen Instrumentalisten noch an. David Hanke moderiert. Das macht er derart sympathisch und heiter, dass auch hier eine Bindung zwischen Bühne und Saal entsteht. Die Kommunikation stimmt.

Vier Musiker in Aktion: Fabian Hanke, Jonathan Hanke, Lukas Hanke und David Hanke in der Kirche zu Münkeboe

Die Musiker schwingen sich von Höhepunkt zu Höhepunkt. Schon die Eigenkomposition von Jonathan Hanke, Pianist der Gruppe, ist ein Clou, vor allem, wenn die tolle Tuba – Fabian Hanke – elefantös in die Komposition hineinplatzt. Die sonderliche Zusammenstellung der Instrumente verlangt nach speziellen Kompositionen. Der Brite Oliver Davis hat für die vier Brüder die vier Elemente vertont. „Wasser“ und „Luft“ gehörten zum Konzertprogramm und verschmelzen zu einem wunderbar lautmalerisch erzählerischen Erlebnis.

Brüderliche Eintracht als Reaktion auf den heftigen Applaus des begeisterten Publikums

Überraschungen gibt es bei diesem Konzert durchgängig, und witzig sind sie zudem. Zum Beispiel die Sache mit der Fliege im nächtlichen Schlafzimmer. Die Situation kennt jeder, doch was das Quartett musikalisch daraus zaubert, ist einfach wonnig.

Eine andere Situation: Pianist Jonathan Hanke setzt sich ans Klavier und spielt Rameau und Martinu, und gleich darauf stürzen sich die Hanke Brothers in ein verrücktes, in Musik umgesetztes „Hankes Nightmeal“, wobei Mutter Hanke die entscheidende Rolle spielt, denn sie ist es, die sich mitten in der Nacht für ihre Jungs und deren Freunde an den Herd stellt und das „Meal“ zubereitet. Die Komposition „Europa“ setzt eine Vielzahl von bekannten Musikstücken als Fitzel zu etwas Neuem zusammen – vom Wiener Walzer bis zur Halle des Bergkönigs.


Als musikalisches Epos erweist sich ein anderer Kontinent: „Afrika“. Hier kommt Bratscher Lukas Hanke als temperamentvoller Trommler zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein schwungvoll folkloristisches Erlebnis – ebenso vielschichtig wie anregend. Instrumentale Doppelqualifikation zeigt auch Fabian Hanke. Der bläst nicht nur die Tuba ganz famos, sondern spielt auch exzellent die Violine.

Fazit: Ein Abend, der wie im Flug verging, ein kurioser Grenzgang mit Spaßfaktor und ein Konzert, das musikalisch so exquisit ausfiel, dass auch reine Klassikfans ihre Freude daran hatten.