Impulsives Konzert und herzhafte Umarmung

Weener. Maurice Steger hatte ein musikalisches Konzept für sein Konzert verwirklicht, das zu den Gezeiten thematisch passte. Er hatte barocke Literatur zum Thema „Wasser“ zusammengetragen und war dabei in reichem Maße fündig geworden. So kamen rund 460 Besucher in der Georgskirche zu Weener in den Genuss von Wasser, Sturm, Ebbe und Flut. Zudem tummelten sich die Wasserwesen in der Musik: Tritonen, Neptun, Nymphen, Najaden, aber auch Matrosen erhalten als „lustige Bootsleute“ ihren Part in den „Launen des Wassers“. Zugleich führten Steger und das Elbipolis Barockorchester durch Europa, machten musikalisch in Deutschland, Italien, Spanien, und England Station – und ein wassererfahrenes Publikum ging leidenschaftlich mit.

Umarmung als Dankeschön: Monika Kramer und Maurice Steger. Bilder: Karlheinz Krämer

Maurice Steger war lebhaft wie stets, und das Elbipolis Barockorchester glänzte mit sattem Klangvolumen und präziser Präsenz. Aus den Reihen des Orchesters, dessen Name soviel wie „Stadt an der Elbe“ bedeutet, unterstützten ihn Saskia Fikentscher (Flöte) und Lorenz Eglhuber (Oboe) als Duo-Partner.


Die barocke Welt setzt auf Imitation von Naturphänomenen – und das in vielfältigster Weise. Da sind: das unberechenbare Meer, die hochschlagenden Wellen, der treibende Sturm, das wütende Tosen ursprünglich sanfter. Es ist allerhand los, denn da sind ja auch noch die Gottheiten des Meeres, die verantwortlich sind für diesen Furor. Und Furor, gehalten durch die musikalische Disziplin, entfachten auch die Musiker, die mit ihren barocken Instrumenten in der schwülen Luft immer wieder nachstimmen mussten, doch dadurch nicht im mindesten in ihrer Spielfreude gebremst wurden.

Bei der Probe ging es noch leger zu

Am Anfang und am Schluss stand eine Wassermusik – zunächst mit Telemanns maritime „Ebb und Fluth“, in der jene antiken Götter und ihr Gehabe eine große Rolle spielen, schließlich mit Händels Festmusik, die lediglich eine Bootsfahrt König Georgs begleitete und daher nicht so spezifisch auf die Charakterisierung des nassen Elementes ausgerichtet war. Eine zweite Gegenüberstellung ergab sich unter dem Titel „La tempesta di mare“ bei den beiden Italienern Antonio Vivaldi und Carlo Monza. Bei beiden gerät man direkt in die dramatischen Ereignisse hinein, doch bei Vivaldi geht es wesentlich „wüster“ zu, kein Wunder. Komponierte er seinen Meeressturm doch vor 1728, zu einem Zeitpunkt als Monza noch nicht geboten war.

Kontrabass und Fagott wurden für die Aufführung benötigt

Stegers Technik ist bemerkenswert – die Blockflöte hantiert er sich trotz seiner heftig schwankender Bewegungen, die die Musik zusätzlich antreibt. Seine impulsive Art fand in dem Orchester einen Widerhall. Auch da wurde die Musik intensiv umgesetzt, und dieser Schwung, der so sehr zum Thema passte, teilte sich auch dem Publikum mit, das mit Stehenden Ovationen auf das Konzert reagierte.

Die Zugabe bestand aus der Widerholung des Telemann-Satzes „Die lustigen Bootsleute“ aus der „Hamburger Ebb und Fluth“ – fröhlich, unbeschwert, locker.

Ein besonderer Dank Stegers ging an seine langjährige Verehrerin Monika Kramer. Die in der Schweiz lebende Butenostfriesin finanziert seit Jahren jeweils das Steger-Konzert im Rahmen der Gezeitenkonzerte. Ihr war eine herzhafte und temperamentvolle Umarmung des Musikers sicher.