Schöner als „am schönsten“ geht nicht

Emden. Da stimmte alles: die Atmosphäre in der Neuen Kirche, das schöne Schubert-Programm, das Miteinander der Musiker, die Sympathie und Harmonie, die untereinander herrschte, das Musizieren aus gleichem Atem, das Konzertieren nach denselben Vorstellungen. Kurz gesagt: Was das Klavier-Quintett – in der Besetzung: Matthias Kirschnereit, Violinist Alban Beikircher, Bratscherin Vera Beikircher, Cellist Wen-Sinn Yang und Kontrabassist Michael Hagemeister, der kurzfristig für Wieland Bachmann eingesprungen war – da präsentierte, war feinste, ausgewogene Kammermusik, bei der der intime Charakter der Musik eine reine Freude für die rund 260 Besucher bedeutete.


Jan Kampmeier bot zudem in seinem – wie immer – kenntnisreichen Programmheft allerhand Anekdoten, Hinweise, Querbezüge und unterhaltsamen Background, so dass auch in dieser Hinsicht dem Spaß kein Einhalt geboten wurde, zumal die musikalische Welt des 19. Jahrhunderts auch noch in einigen sprechenden Bilder Revue passierte.

Da war der Kirchsaal voll: Gezeitenkonzert Nr. 29
Bilder: Karlheinz Krämer / Raoul-Philip Schmidt

Also konnte man sich zurücklehnen und genussvoll dem lauschen, was auf der Bühne präsentiert wurde. Schubert eben, den man als Hörer immer lieber gewinnt, je öfter man seine Musik zu hören bekommt. Das einsätzige Streichtrio in B-Dur eröffnete einen Abend der Zuneigung mit einem schönen, eingängigen Klangbild und prächtiger Ausarbeitung. Doch es ging noch besser. Das – ebenfalls einsätzige – Notturno in Es-Dur – schuf romantische Stimmung im Übermaß, und die Musiker definierten die Nacht als einen reinen Sehnsuchtsort. Dann das erste größere Werk, die „Arpeggione“-Sonate für Klavier und Violoncello – niveauvoll, melodiegesättigt und mit eingängigen Themen versehen. Und schließlich das lang sich ergießende Quintett A-Dur, D 667, gemeinhin bekannt als das „Forellenquintett“. Und nun entfaltete sich das zuvor schon bestehende Einvernehmen zwischen Klavier und Streichquartett zu einem rauschhaften Miteinander, das die Musik in die höchsten Höhen trug und alle, die dabei waren, mitnahm.


Angesichts der Wärme in der Neuen Kirche hatte eingangs ein Zuhörerin wehmütig gesagt: „Heute Abend wäre ich lieber an einem anderen Ort.“ Aber nach diesem erfüllenden Quintett erklärte dieselbe Dame mit glänzenden Augen: „Nirgendwo anders hätte ich an diesem Abend sein mögen!“ Diese Meinung teilte das Publikum im Saal offensichtlich. Es gab rauschenden Beifall – klugerweise aber keine Zugabe. Schöner als „am schönsten“ geht eben nicht.