Tränende Trauer und gebrochene Hoffnungen

Ditzum. Ein Klavier-Trio – ganz klassisch: wunderbar inspirierend, perfekt in der Durchführung, wählerisch in der Programmzusammenstellung. Im Gezeitenkonzert „Krzyzowa-Music zu Gast“ in der Ditzumer Kirche erreichten Viviane Hagner (Violine), Konstantin Heidrich (Violoncello) und Adam Golka (Klavier) eine Qualität, die selbst im Feld der durchgängig hochkarätigen Gezeitenkonzerte auf sich aufmerksam machte.

Eine gute Ausleuchtung der Bühne ist nötig – da muss dann mancher Scheinwerfer hoch hinaus. Bilder: Karlheinz Krämer

Ernest Blochs „Nocturnes“ boten schon einen Einblick in das, was da noch kommen sollte. Rund um ein zauberhaftes, ruhiges Andante wurden unterschiedliche Facetten nächtlicher Befindlichkeiten durchgearbeitet, und die Musiker gestalteten diese Aspekte mit einer solchen Inbrunst, dass man gespannt war auf Schulhoffs „Sonate Nr. 2“. Diese wurde zu einem sehr effektvollen Erlebnis, wobei auch hier das Andante die schönsten Momente bot, ehe die Sonate in einem sehr farbigen „Allegro risoluto“ verklang.


Wie schön, danach ein Bad im Wohlklang zu erleben. Mendelssohn-Bartholdys „Sonate Nr. 2“ im strahlenden D-Dur für Cello und Klavier bot Gelegenheit zum Genießen, was auch Golka und Heidrich selber taten – aber ein Musikstück mit einer schönen, positiven Ausstrahlung und der mit großen Schwingungen und eleganten Bewegungen sich vollziehenden Cello-Partie.

Doch dann wurde es wirklich Ernst. Das Trio Nr. 2 in e-Moll von Dimitri Schostakowitsch dekliniert alle Phasen tränender Trauer durch. Komponiert anlässlich des Todes eines Freundes gestalteten sich düstere Klage, schmerzlicher Not, Momente lichter Erinnerung und tiefster Trauer zu einem Gesamtbild gebrochener Hoffnungen. Die Musiker agierten hier temperamentvoll, mit sehr präziser Abstimmung und einem Klangvolumen, dass die Anwesenheit von nur drei Instrumentalisten geradezu absurd erscheinen ließ. Sie entfalteten einen Furor, der an die mittelalterlichen Vorstellungen des Jüngsten Gerichtes gemahnte, und sie ließen das Publikum angesichts einer unglaublichen Dichte des musikalischen Ausdrucks im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos zurück. Überwältigender Beifall brach sich erst mit Verzögerung Bahn. Es war großartig!