Ein Turm weist in die Zukunft

Emden. Nicht nur die Johannes a Lasco Bibliothek realisiert derzeit ein großes Bauprojekt, auch die Schweizer Kirche steht für eine grundlegende Sanierung an – und mit ihr der Turm der Schweizer Kirche. Er ist gerade eingerüstet und wird aktuell im Außenbereich völlig überarbeitet. Lose und vom Wetter ausgewaschene Steine werden ausgetauscht. Zudem soll auch die Glockenstube renoviert und stabilisiert werden, um Sicherheit für das Geläut zu bekommen, das derzeit nicht mit vollem Klang in Bewegung gesetzt werden darf.

Vor der Turm der Schweizer Kirche: wissenschaftlicher Vorstand der JaLB Professor Dr. Kestutis Daugirdas, kaufmännischer Vorstand der JaLB Gerhard Plenter, Finanzreferentin Claudia Renn, Meister der Veranstaltungstechnik Udo Bleeker, Architekt Ejnar Tonndorf, Bauamtsleiterin der Evangelisch-reformierten Kirche Traute Schilling, Kirchenvorstandsmitglied Rena Grimm und Pastor Holger Veddeler.

Der Turm, der ursprünglich zur Großen Kirche gehörte und unmittelbar an das Gebäude grenzt, soll zudem der Johannes a Lasco Bibliothek als Erweiterungsfläche dienen, die damit – wie bereits berichtet – eine räumliche Entlastung des Haupthauses erreichen möchte. Hier will man Archivräume und eine Kammer für die Gastronomie einrichten.


Finanziell und logistisch sind die beiden Projekte, die den Turm betreffen, voneinander getrennt, betont Architektin Traute Schilling, Bauamtsleiterin der Evangelisch-reformierten Kirche. „Aber wir nutzen die Synergie-Effekte“, versichert Gemeindepastor Holger Veddeler, der ebenso wie Rena Grimm vom Kirchenvorstand von dem großen Wurf überzeugt ist, den die gemeinsame Nutzung bietet. Die reformierte Gemeinde Emden ist zuständig für die Erhaltung, die Bibliothek für den Umbau der Räumlichkeiten. So wird dort unter anderem, so sagt Gerhard Plenter, kaufmännischer Vorstand der Bibliothek, eine über zwei Geschosse reichende Turmstube entstehen, „die architektonisch ihresgleichen sucht“. Insgesamt werden Bibliothek und Turm auf drei Ebenen mit Durchgängen verknüpft.

Vom Gerüst aus, das den Kirchturm derzeit umgib, hat man einen weiten Blick über die ganze Stadt hinweg. Claudia Renn hat aus dieser enormen Höhe eine ganze Fülle spektakulärer Bildmotive mitgebracht

Sorgen um klimatische Begleiterscheinungen wie Feuchtigkeit müsse man sich nicht machen, meint Architekt Ejnar Tonndorf. Die Mauern seien dick und widerstandsfähig, auch wenn „dort oben ein enormes Wetter herrscht“. Das Mauerwerk weise auch keine Setzungsrisse auf. Derzeit legt man das Turm-Erdgeschoß um rund 60 Zentimeter tiefer, um die Geschoßebene zur Bibliothek bündig zu gestalten. So könne das Catering barrierefrei erfolgen.


Die Bibliothek investiert insgesamt 2,6 Millionen Euro, die reformierte Gemeinde 1,79 Millionen Euro für die geplanten Arbeiten. Für den wissenschaftlichen Vorstand der Bibliothek, Professor Dr. Kestutis Daugirdas bietet das Projekt eine „wunderbare Entwicklung, die in die Zukunft weist“. Dass davon auch die Veranstaltungen profitieren, ist für Udo Bleeker, Meister der Veranstaltungstechnik, ein wichtiger Aspekt. Denn die Bibliothek muss künftig vermehrt auf diesen Sektor setzen, um die Finanzierung des Hauses abzusichern. Das ist auch Claudia Renn klar. Die Finanzreferentin der Bibliothek ist derzeit vor allem mit dem Einwerben von Fördergeldern und deren Verwaltung und Abrechnung beschäftigt.

Der Turm, auf dessen Gerüst die Fotografin steht, wirft einen mächtigen Schatten auf die Umgebung


Etwas aus der Turm-Geschichte

Mitte 15. Jahrhundert – ein damals bestehender Westturm verschwindet, statt dessen wird auf der Nordseite der Großen Kirche ein spätgotischer Turm gebaut
1779 – Zusammenbruch des Glockenstuhls
1855 – Abbruch des Nordturms wegen zu starker Neigung und Baufälligkeit
1861/62 – Turmneubau an der Stelle des Nordturms
1943 – Bei der Bombardierung der Großen Kirche nimmt auch der Turm Schaden
1965/66 – Wiederaufbau des Turms in der heutigen Form mit hohem Helm