Muss man „Muss man mögen“ mögen?

Emden. Schöner Schreck in der Abendstunde – Künstliche Intelligenz auf der Bühne. Die Stimme – unverkennbar nicht human, die Anweisungen dieser Stimme – ziemlich ungewöhnlich. Und dann kommen die Vier von „Maybebop“ auch noch als Avatare im Handyformat auf die Bühne. Zudem bieten mächtig verstärkte Herztöne einen beunruhigenden Auftakt für das Konzert, dass zu allem anderen auch noch den Titel „Muss man mögen“ trägt.

Hatten Spaß und bereiteten Freude: das A-Capella-Quartett Maybebop. Bild: Sven Sindt

Der erste Gedanke: Muss man das mögen? Doch die Auflösung ist dann versöhnlich. Die Sänger gibt es auch noch als reale Menschen, und die haben von Anfang an das Publikum fest im Griff – singen a Capella mit ihren tollen Stimmen, scherzen mit den Besuchern, beziehen es ein – und schließlich gibt es auch noch eine Quizshow im Kleinformat, aus der beide Kandidaten als Sieger hervorgehen.

Maybebop, das sind Jan Bürger (Countertenor), Lukas Teske (Tenor), Oliver Gies (Bariton) und Christoph Hiller (Bass). Was diese vier Sänger mit ihren Stimmen zaubern, ist enorm. Denn sie sind zugleich ihre eigene musikalische Begleitung. Gesungen werden Eigenkompositionen, Volkslieder oder Rock-Hits in unterschiedlichen Stilen. Dass sie aber auch noch den Bebop beherrschen, der ihnen ursprünglich den Bandnamen gab, demonstrieren die Sänger anhand des „BiBa-Butzelmann“, der vom Kinderlied zu einem eindrucksvollen Song im Stil des Modern Jazz mutiert.

Das Quartett streifte in ihren Songs thematisch ein breites Feld: von der Frage, wer die Gräber der Eltern pflegt, über den hemmungslosen Ruf nach unbeschränktem Wachstum, die Unart des Influencertums, bis hin zur juristischen Klagewut. Dann gab es aber auch ganz köstliche Hinterhältigkeiten wie den „Alpenjodler“, hinter dem sich ein ganz gemeiner Krimi verbarg. Von den intelligenten Texten über die pfiffige musikalische Verarbeitung bis zur Präsentation war es erstklassige phantasievolle, vor allem aber solide Arbeit, die da präsentiert wurde. Zumal es ja nicht allein beim Singen blieb.

Es gab Bewegung, es gab Improvisation. So ließen sich die Sänger fünf Begriffe und eine Kategorie aus dem Publikum zurufen, um damit eine neue Geschichte zu kreieren. In Emden war es die „Oper“, die gewünscht wurde, dazu gab es Begriffe wie Apfelkuchen, Galopprennbahn oder Eiersollbruchstelle, die zu einem sinnvollen Text verwoben und zudem noch musikalisch verarbeitet werden sollten. Man glaubte es kaum, aber es klappte perfekt.

Als „Maybebop“ zum Schluss sängerisch beklagte, dass es „Keinen Adventskalender im September“ gäbe und damit die immer vorzeitigere Ausstattung der Märkte mit Weihnachtsgebäcken auf die Schippe genommen wurde, war klar: In nicht einmal drei Monaten ist Weihnachten! Oha!

Fazit: Muss man „Muss man mögen“ mögen? Eindeutig: Ja!