„Frauenförderung ist kein Gnadenakt!“

Emden. Das war verwunderlich. Das Thema des Vortragsabends der Hochschule Emden / Leer in der Johannes a Lasco Bibliothek hieß ausdrücklich „Starke Frauen gestalten ihr Jahrhundert“. Aber nur einer der beiden Referenten hielt sich an das Thema, die andere sprach über Digitalisierung anhand des Telefons. War das ein Versehen?

Tätiges Handeln, ohne selbst in den Vordergrund zu treten: Antje Brons. Bild: Archiv Johannes a Lasco Bibliothek

Der Abend, Beitrag der Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule, Jutta Dehoff-Zuch, zum 50. Geburtstag der Bildungseinrichtung, begann mit dem Grußwort einer Politikerin, die von 1998 bis 2005 Bundesministerin für Bildung und Forschung war. Edeltraud Bulmahn gab einen Überblick über die Entwicklung der Frauenrechte seit den 18. Jahrhundert und verknüpfte ihre Darstellung mit den Namen der jeweils handelnden Protagonistinnen. Sie beschrieb zudem, in welcher Weise sie selber versucht habe, die Förderung von Frauen in der Wissenschaft zu erreichen. Ihr temperamentvoller Vortrag endete mit dem zugleich mahnenden und fordernden Schlagwort: „Frauenförderung ist kein Gnadenakt!“

Damit bereitete sie dem Vortrag von Dr. Klaas-Dieter Voß über „Antje Brons und ihr Jahrhundert“ den Weg. Voß, Kurator der gleichlautenden Ausstellung in der Bibliothek, erinnerte daran, dass Antje in einem Jahrhundert lebte, in der die geistigen Kapazitäten von Frauen generell angezweifelt wurden, da sie über ein kleineres Gehirn verfügten. Antje setzte sich darüber hinweg, gründete eine Töchterschule, ein Institut für die Ausbildung von Kindergärtnerinnen, einen Kindergarten, schrieb – ohne je eine wissenschaftliche Laufbahn verfolgt zu haben – ein wegweisendes Buch über die Geschichte des Täufertums. Und all dies geschah, ohne dass sie damit namentlich in Verbindung gebracht werden wollte. „Handeln, aber sich selbst nicht zum Thema zu machen“, das sei ihr Ethos gewesen, resümierte Voß.

Professor Dr. Anne Schweizer sprach dann über die digitale Transformation der Jetzt-Zeit und fragte nach den Möglichkeiten, diese mitzugestalten. Zuvor hatte Professor Dr. Gerhard Kreutz die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden wissenschaftlichen Einrichtungen hervorgehoben. Professor Dr. Kestutis Daugirdas, wissenschaftlicher Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek, verwies auf das jüngste Projekt der Bibliothek, die digitale Edition des Briefwechsels der Antje Brons. Nun könne „eine der wichtigsten Stimmen des Mennonitentums im 19. Jahrhundert“ besser zugänglich gemacht werden.