Musikalischer Dreiklang zum Volkstrauertag

Emden. Ein Konzert am Volkstrauertag muss nicht zwangsläufig tieftraurig und ernst sein. Das bewiesen die evangelische Kantorei und das Emder Kammerorchester am Sonntag (19. November) in der Martin-Luther-Kirche. Kreuzstabkantate, Fauré-Requiem, Haydn-Trauersinfonie boten ausreichend lichte Momente für einen Nachmittag, der durchaus nachdenklich, nicht aber trübsinnig werden ließ.

Das Kammerorchester und die Kantorei zeigten sich ausgesprochen stark und legten eine fehlerfreie Leistung hin. Das Fauré-Requiem wurde so zu einem wirklichen Erlebnis. Ihre ganze Stimmstärke konnten Orchester und Chor aber ganz zum Abschluss zeigen. Bachs „Jesu bleibet meine Freude“ ist immer noch ein barocker Hit – mit seiner eingängigen Melodik, dem schlichten Tonsatz, dem gesamtharmonischen Eindruck – egal ob es orchestral oder – wie hier – mit Chor gestaltet wird.

Breit aufgestellt waren Kantorei und Kammerorchester, was dem Gesamtklang sehr gut tat

Mark Waskowiak behielt die Zügel fest in der Hand. Doch es war eine so freundliche Leitung, dass die Aufführung zu einem freudigen Abend wurde. Was das Requiem für die Kantorei, das war die Trauersinfonie für das Kammerorchester – ein Schwerpunkt im Programm. Dabei erklang der berühmte dritte Satz besonders intensiv.

Die Kreuzstabkantate indes bot Probleme. Da Musik und Solist Markus Decker nicht im Gleichklang waren, es zudem bei dem Sänger Probleme mit der Rhythmik gab und sein Gesang nicht souverän wirkte, stellten sich Verzerrungen ein, die der auf absolute Präzision gesetzten Musik nicht wohltaten. So war die Kantate der schwächste Teil des ansonsten ausgewogenen Programms. Die Kantorei die zunächst von der Empore herab sang, machte diese Dissonanzen mit einem prachtvollen Schlusssatz zwar wett, aber der Gesamteindruck war zerstört.

Die zweite Solistin, Lea Waskowiak, strahlte als Solistin die Musik in zarter Manier aus, zeigte sich selbstsicher und brachte auch ihren zweiten Einsatz im Requiem sauber durch.

Die Kantorei hatte sich mit dem Fauré-Requiem ein nicht ganz einfaches Stück vorgenommen. Doch auch hier siegte der Korps-Geist des allein zahlenmäßig starken Chores in bester Manier. Der Zusammenklang erstarkte sogar im Verlauf des Konzertes noch, und somit geriet das an den Schluss des Konzertes gesetzte, romantische Requiem zum Hit, wobei das „Agnus Dei“ und das „In Paradisum“ besonders klangvoll gesungen wurden.

Erwähnt werden muss auch noch der Übergang vom Bach-Choral „Komm süßer Tod“ zu dem modernen „Immortal Bach“, das die erste Zeile des Bach-Textes und auch die Noten dazu bestehen lässt, aber durch das Langziehen der Töne, die ganz eng beieinander liegen, ein Gefühl von Ewigkeit evoziert und somit das Bach’sche Erbe höchst klangvoll in eine neue Dimension hebt. Eine Klasse für sich, eindrucksvoll anzuhören und wirkungsvoll in der Dynamik.

Marc Waskowiak konnte mit diesem Konzert zufrieden sein. Die Zuschauer waren es auf jeden Fall. Es gab viel Applaus für den musikalischen Dreiklang aus Bach, Haydn und Fauré zum Volkstrauertag.