Bernis Kleidung wird zum Forschungsprojekt

Emden / Aurich. Die aus 50 einzelnen Teilen bestehenden Textilien, Lederstücke, Schnüre, die die Moorleiche von Bernuthsfeld, etwas leger als „Bernie“ bezeichnet, bei ihrer Auffindung 1907 trug, soll Ziel eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes werden. Das erklärte Dr. Jan Kegler, Leiter des Archäologischen Forschungsinstituts der Ostfriesischen Landschaft, auf Nachfrage von KiE.

Während die Moorleiche aus dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden seinerzeit in einem mehrjährigen Wissenschaftsprojekt genauestens erforscht wurde, hatte man die Kleidung nur stichprobenweise untersucht. Diese Kleidungsstücke, die – wie die Moorleiche selbst – aus dem Frühmittelalter (600 bis 800 nach Christus) stammen, seien aber ein Alleinstellungsmerkmal. Eine derart umfangreiche Textilien-Sammlung aus dieser Zeit sei europaweit nahezu einmalig. Es gäbe nur in Schweden einen ähnlichen Mittelalterfund. „Alles andere ist kaiserzeitlich“, sagte Kegler.

Der Archäologe nahm Kontakt zum Deutschen Textilmuseum Krefeld auf, dessen Leiterin, Dr. Annette Paetz, gen. Schieck, habe sofort Unterstützung signalisiert, ebenso Dr. Sylvia Mitschke, Restauratorin am Reiss-Engelhorn-Museum ín Mannheim. Die Anträge für die Beschaffung von Fördergeldern sind geschrieben und werden derzeit unter den drei Fachleuten abgestimmt. Sie sollen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vorgelegt werden. Kegler hofft, dass der Unikat-Charakter der Textil-Kollektion geeignet sei, dass einer Förderung zugestimmt werde.

Und er hat bereits konkrete Schritte ins Auge gefasst. So verfügt die Universität Oldenburg über eine digitale Technik, um empfindliche Objekte dreidimensional zu fotographieren. So sei es möglich, vorhandene Knicke in den Textilien digital an den Knickkanten wieder zusamenzulegen, um Aufschluss darüber zu gewinnen, in welcher Weise der Tote in seinen großen Umhang gebettet worden war.

Für die Bearbeitung der Textilien habe man bereits eine Fachfrau aus Schleswig-Holstein in den Blick genommen, da das Feld der Fachleute auf dem Textil-Gebiet nicht eben groß sei.

Die Moorleiche von Bernuthsfeld wurde im Moor bei Tannenhausen gefunden. Der Mann war etwa 1,65 Zentimeter groß und zwischen 40 und 60 Jahre alt. Es handelt sich um die einzig erhaltene Moorleiche in Ostfriesland.