Behaglicher Abend zum Thema „altes Emden“
Emden. Das Feuer übermittelte der Beamer, aber bei Glühwein und Gebäck kam im Rummel des Rathauses am Delft die Wärme von selber. 1820DieKUNST hatte im zweiten Jahr zur adventlichen Lesung eingeladen, und der Saal war gut gefüllt.
Journalistin Silke Arends hatte in alter Literatur geblättert und Texte von Johann Friedrich Dirks, Harbert Harberts und Johann Haddinga ausgewählt. Sie las nicht nur Prosa, sondern auch Gedichte, die um Emden kreisen, etwa die großartige Reimkunst „Alte Stadt“.
Parallel dazu hatte KUNST-Mitglied Manfred Meyer Dias mit Ansichten des alten Emden herausgesucht. Unter anderem befand sich darunter eine Reihe von Aufnahmen, die jene Stelle zeigten, an der heute der Chinesentempel steht. Dort befand sich nämlich ein Haus, das weichen musste, als die Brücke an der Boltentorstraße erneuert wurde. So wurde Stadtgeschichte und vor allem ihre Veränderung offensichtlich.
Natürlich durften die Gäste mitreden und Informationen weitergeben. Zwischendurch las Silke Arends eine Darstellung von Luise Lüken, die von einem Ausflug zur Nesserlander Schleuse berichtet und dabei Einblicke in das Emden des frühen 20. Jahrhunderts gab. Charmant war das insbesondere, weil Orte auftauchten, die wohl kaum noch jemand kennt. Dazu zählte die Seufzer-Allee, eine heute vollständig überbaute Zuwegung vom Hafen nach Borssum. Aber auch der alte Friedhof von Nesserland tauchte auf, der sogenannte Alba-Kopf am Hotel „Goldener Adler“ oder „De gleunige Düvel“, die Elektrische, die zwischen Hafen und Innenstadt verkehrte.
Silke Arends stellte aber auch eine Geschichte auf Plattdeutsch vor, die sie ihrem Vater gewidmet hat und die auf eigenwillige Art vom 6. September 1944 berichtet: „De Lühntje“ .
Manfred Meyer, der das kleine Barockhaus am Burggraben saniert hat, ließ es sich nicht nehmen, aus Sicht des Denkmalschützers Kommentare in seine Bilder-Präsentation einzuflechten. So erfuhr das Publikum, dass es Überlegungen gibt, im Zusammenhang mit der Neunutzung der Emsschule auch die historische Ems-Treppe zu sanieren. Meyer verwies zudem darauf, dass das Haus von Bäcker Oltmanns an der Emsmauerstraße ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt und etwas mehr Aufmerksamkeit verdiente, als man ihm gegenwärtig zugesteht. Zudem hat sich bekanntermaßen dort eine Backstube von historischer Dimension erhalten, um die es sich auch zu kümmern gelte.
So wurde es nicht nur ein Abend mit rückwärtsgerichteten Gedanken, sondern es verquickten sich alt und neu zu einem letztlich sehr informativen, dabei höchst behaglichen Ganzen.