„Neues ästhetisches Lebensdeutungslicht“
Emden. Mehr als 200 Besucher kamen am Sonntag (4. Februar) zur Eröffnung der Ausstellung des Emder Künstlers Klaus Frerichs in die Johannes a Lasco Bibliothek. Die Schau heißt „Ver(WUND)ERungen“ und bietet einen Querschnitt durch 40 Jahre künstlerisches Schaffen. Kombiniert wurde dieses Opening mit einer Sonntagsmatinée, die sich musikalisch mit dem künstlerisch vielschichtigen malerischen Ansatz Frerichs‘ beschäftigte und diesen mit Liedern des 19. Jahrhunderts und Instrumentalmusik des 20. Jahrhunderts ansprechend untermalte.
Der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Johannes a Lasco Bibliothek, Harald Groenewold, stellte das Werk von Frerichs anhand dreier Gemälde aus dem zehnteiligen Zyklus „Danse Macabre“ vor. In der kundigen und mit vielerlei literarischen Zitaten versehenen Rede machte Groenewold klar, dass der Zyklus formal wie ein mittelalterliches Stationendrama aufgebaut ist, dass das Tanz-Thema bei Frerichs aber aus dem Kontext eines Totentanzes gelöst und in den „Tanz des Lebens“ umgedeutet wird.
Im ersten der Bilder breite Frerichs ein Theatrum Mundi, ein Welttheater, aus, in dem Spiritualität und Sinnlichkeit einen Ausgleich suchten. Im Gemälde Nr. 5 gehe es um das fragile Gleichgewicht in der Tanzbewegung. Im Abschlussgemälde Nr. 10 sieht Groenewold als Quintessenz das Motiv des „Memento Mori“ abgelöst durch ein „Carpe Diem“, wobei er das antike Wort nicht als „nutze den Tag“ interpretierte, sondern als Auftrag, jeden einzelnen Tag zu genießen.
Der wissenschaftliche Leiter der Bibliothek, Professor Dr. Kestutis Daugirdas, sprach von einer „wundersamen Verwandlung“. „Unter und neben den alten Büchern an den teilweise sehr alten Backsteinkolonnen haben sich markante moderne Kunstwerke eingefunden – sie tauchen den Raum in ein neues ästhetisches Lebensdeutungslicht“.
In einer Kurzfassung der bekannten Sonntagsmatinée, die üblicherweise mit Barockmusik brilliert, hatte Initiatorin Vilma Pigagaite Werke neuerer Zeit ausgewählt, die die Sopranistin gemeinsam mit dem Pianisten Leonid Dorfman vortrug. Dieser hatte zudem den „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saens in einer selbst arrangierten Klavierfassung vorgestellt. Wegen einer Erkrankung des Klarinettisten Markus Rölz musste das Programm leicht angepasst werden.
Klaus Frerichs, der sich von der großen Resonanz sehr positiv überrascht zeigte, ergriff nur kurz das Wort, um seiner Frau einen besonderen Dank auszusprechen. Gabriele Frerichs hatte das gesellige Moment nach der Eröffnung üppig ausgestaltet. Frerichs dankte auch all jenen, die an der Vorbereitung und am Aufbau der Ausstellung beteiligt waren. Es seien sehr viele Menschen gewesen, die zum Gelingen beigetragen hätten.
► Die Eröffnungsansprache von Kestutis Daugirdas wird wegen seiner grundsätzlichen Einschätzung des Werkes von Klaus Frerichs im Folgeartikel im Wortlaut dokumentiert.