Voll mit prallem Leben

Emden. Volles Haus, drei a Capella Gruppen, überbordende Stimmung, mitreißende Aktionen – die „Stimmflut“ ergoss sich am Freitag (5. April) über das Publikum in der Johannes a Lasco Bibliothek. Die Formation Viva Voce aus Franken hatte zwei Bands eingeladen. Aquabella aus Berlin und Vocal Sampling, die aus Kuba kommen. Die Mischung bot explosives Feeling und ursprüngliches Temperament. Bei den Kubanern nicht verwunderlich, aber Berlin und Franken zogen gleich und rissen zu Beifallsstürmen hin.

Schlussbild mit Viva Voce, Aquabella und Vocal Sampling in der Johannes a Lasco Bibliothek.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Während die fünf Sängerinnen von Aquabella sich als wahre Sprachakrobatinnen erwiesen und jedes ihrer Lieder in einer anderen Sprache vortrugen – englisch, französisch, deutsch, finnisch, spanisch und arabisch, setzten die sechs Kubaner auf ihr hohes lateinamerikanisches Schwungpotential, mit denen sie die rhythmisch stark akzentuierte Musik vortrugen und dabei Instrumente wie Gitarre oder Cello perfekt imitierten. Sie brachten das Publikum nicht nur zum Mitsingen und Mitklatschen, sondern – trotz enger Bankreihen – auch in Bewegung. Und die Besucher hatten ihren Spaß dabei.

Kommt aus Berlin: die Formation Aquabella, fünf Frauen mit enormer Power, eindrucksvollen Stimmen und großem Sprachvermögen

Viva Voce wiederum begeisterte mit gepflegter Stimmarbeit. Nach eigenen Angaben hatten sie kein neues Programm dabei, aber das Repertoire der vier Bandmitglieder ist so groß, dass „aufgefüllt“ werden konnte: mit einer Hymne auf Marseille, mit einer Emden-Improvisation, bei der über die Begriffe Johannes a Lasco Bibliothek, Hafentor, Matjes und Liebesinsel hinreißend musikalisch philosophiert wurde.

Sechs Kubaner mit karibischem Temperament: Vocal Sampling

Zudem gab es eine Piratennummer, in die das Walfänger-Shanty „Wellerman“ eingearbeitet war und ein wildes Beatles-Medley zwischen „Yellow Submarine“ und „Let it be“. Schließlich bewies das Quartett, das seit fünf Jahren bei der Prunksitzung der fränkischen Fasnacht dabei ist, auch noch ABBA-Qualitäten, was die Stimmung auf den Höhepunkt katapultierte.

Acht statt vier: Die Vier von Viva Voce mit ihrem jeweiligen Alter Ego – ein besonders humorvoller Beitrag innerhalb eines begeisternden Programms

Unter den Augen der streng aus ihrem Gemälde auf das Geschehen zu ihren Füßen blickenden calvinistischen Diakone gab es zum Schluss noch eine gemeinsame Nummer aller drei Bands. Und das „Stand by me“ wurde vom Publikum aufgenommen und mitgesungen. Es wurde spät – an diesem Abend, der mit prallem Leben gefüllt war …

Fühlte sich bestens unterhalten: ein Publikum, das wirklich Spaß an der „Stimmflut“ hatte