Graphothek soll wieder aktiviert werden
Aurich. Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft soll perspektivisch wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das sagte der Leiter der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Welf-Gerrit Otto, im Gespräch mit Kultur-in-Emden.
Ein erster Schritt wurde bereits unternommen. So ist im Museum Norderney unter Einbeziehung von Werken aus der Graphothek eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Hildegard Peters installiert worden. Doch bis die Graphothek wieder als Ausleihbetrieb fungieren kann, muss erst eine wichtige Arbeit abgeschlossen werden: die Erfassung des Gesamtbestandes in einer digitalen Datenbank. Daran wird im Augenblick gearbeitet, und bis zum Jahresende 2023 war etwa die Hälfte der 1003 vorhandenen Graphiken erfasst. Das besondere dabei: Die Arbeit wird von Ehrenamtlichen geleistet.
Die Graphothek in Ostfriesland wurde seit 1976 für den ländlichen Raum aufgebaut. Auf Grund mangelnder Nachfrage löste man die Standorte nach und nach auf. „Seit einigen Jahren hat das Interesse allerdings nachweislich wieder zugenommen“, hatte jüngst die Vorsitzende des Kulturausschusses der Ostfriesischen Landschaft, Frauke Maschmeyer-Pühl, jüngst in ihrem Bericht vor der Landschaftsversammlung erklärt.
Doch nicht allein die Reaktivierung des Bestandes, der mittlerweile im neuen Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut (ShoK) in der ehemaligen Blücherkaserne untergebracht ist, wird von Otto betrieben. Er konnte zudem Arbeiten eines weiteren Künstlers in die Sammlung aufnehmen. Der Norder Uwe P. Schierholz (1951 bis 2022) ist jetzt mit 30 Arbeiten in der Graphothek vertreten. Zu danken sei dies Christine Kühn-Schierholz, die von sich aus Kontakt zur Kulturagentur aufgenommen habe, um Arbeiten ihres Mannes einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sagt Otto.
„Meine Arbeiten sollen Schaulust bereiten“, hat Schierholz selber über sein Werk geurteilt. Zudem erfülle der Künstler alle Voraussetzungen für die Aufnahme in die Graphothek, stellt Otto fest: „Die Qualität stimmt, ebenso die Zeit der 50er Jahre, die graphische Technik passt, und nicht zuletzt geht es um Kunst aus der Region.“ Weitere Zuwächse seien allerdings nicht geplant, die bestehende Sammlung solle, so wie sie jetzt sei, erhalten bleiben.
Gesucht sind nach wie vor Ehrenamtliche, die nicht nur die auf Karteikarten vorliegenden Informationen ins Netz einpflegen, sondern auch die Bildrechte klären. Rund 300 Graphiken unterliegen diesem Schutz. In jedem einzelnen Fall muss recherchiert werden. „Das kann man auch bequem von zu Hause aus machen“, versichert Otto, der sehr daran interessiert ist, Menschen zu finden, die diese letztlich aufwändige Aufgabe übernehmen wollen.
Die spätere Nutzung soll über das Netz erfolgen. Daher sei ein digitaler Katalog unabdingbar, meint Otto. Er ist überaus zuversichtlich, dass diese neue Graphothek viele Anhänger finden wird. „Es ist nun einmal etwas andres, ob man ein Bild im Museum sieht, oder ob es an der eigenen Wand hängen und man es anfassen kann.“
Die Sammlung erweitert sich ab und an auch noch – ganz unvermutet. Manchmal werden Bilder zurückgegeben, deren Verleih gar nicht mehr dokumentiert ist. Es gibt „Kellerfunde“ oder Bilder, die zwar in den Bestand der Graphothek gehören, die sich aber „verloren haben“, etwa dadurch, dass ihre Signatur bei einer Neurahmung nicht übertragen wurden. Die Ordner mit den maschinen- oder handschriftlichen Verzeichnissen der Sammlung verwahrt die Kulturagentur in einem großen Schrank. Diese Unterlagen bilden das Rückgrat der jetzigen Arbeiten zur Digitalisierung.
Doch bis die Grafiken wirklich zur Ausleihe bereit sind, werde wohl noch einige Zeit ins Land gehen, schätzt der Leiter der Kulturagentur. Aber er ist zuversichtlich, dass der graphische Schatz bald wieder Freude an heimischen Wänden bereiten wird.
► Einblicke in die Sammlung gibt derzeit der Newsletter der Kulturagentur, der jeweils monatlich ein Bild vorstellt.