Über das Glück, eine alte Orgel zu spielen
Uttum. Der Krummhörner Orgelfrühling hat am Dienstagabend mit einem grandiosen Konzert auf der Orgel von Uttum aus dem Jahr 1660 begonnen. Organistin Alina Rotaru erklärte, dass sie schon „seit Jahren auf eine Einladung“ gewartet habe. Nun wurde ihr mit Musik aus dem litauisch-polnischen Kulturkreis des 16. bis 18. Jahrhunderts das Eröffnungskonzert in Uttum anvertraut – und es wurde ein großer Erfolg für die gebürtige Rumänin, die seit 1999 in Deutschland lebt und arbeitet.
Dass sie „gerade diese Orgel“ spielen dürfe, bedeute ihr viel, bekannte sie gegenüber dem Publikum in der nahezu ausverkauften Uttumer Kirche. Deutlich spürbar war dabei, wie wichtig die letzte Renovierung durch die Orgelwerkstatt Ahrend im Jahr 2020 war. Die Renaissance-Orgel konnte so unter den Händen von Alina Rotaru mit klarer, heiterer Stimmung auf die Ansprache der Tasten reagieren. Die Registrierung war ungemein vielschichtig – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Orgel nur über ein Manual und kein Pedal verfügt. Offenbar spiegelte sie die gute Laune der jungen Musikerin wieder, die zuvor strahlend sagte, sie könne nicht glücklicher sein – an einem Abend, an dem sie die Orgel von Uttum spielen dürfe.
Zuvor hatte der Präses des Synodalverbandes Nördliches Ostfriesland, Pastor Frank Wessels, die Musik als Lichtblick in schwierigen Zeiten gekennzeichnet. Und der Leiter des Festivals, Pastor Siek Postma, verwies auf das Motto des diesjährigen „Frühlings“. Es lautet „et in terra“ und ist ein Zitat aus der dritten Bitte des Vaterunsers. „Damit will der Rabbi aus Nazareth deutlich machen …., dass die himmlische Wirklichkeit die irdische Realität durchdringt, verändert und bestimmt.“
Alina Rotaru hatte für ihren Erstauftritt beim Krummhörner Orgelfrühling ein Programm zusammengestellt, dass kraftvoll und mit unbändiger Spiellust prunkte. Mal waren es Bearbeitungen, dann Exempel aus dem klassischen liturgischen Repertoire, Phantasien, dann wieder fröhliche Tänze, die sich aneinander reihten und zu einem Gesamtkunstwerk von eindrucksvoller Dichte verschmolzen. Das Publikum reagierte enthusiastisch auf das gut eineinhalbstündige Programm und bezeugte der Organistin und ihren Fähigkeiten seine uneingeschränkte Zuneigung.
Wie beim Krummhörner Orgelfrühling üblich, gab es im Anschluss auf Einladung des reformierten Kirchenrates einen Imbiss im Gemeindehaus, an dem auch Alina Rotaru teilnahm und ganz unvoreingenommen in Gespräche einbezogen wurde. Das war ein runder Auftakt des diesjährigen 21. Orgelfrühlings und steckte das hohe Niveau der Veranstaltung im Bereich der alten Musik ab – nicht zuletzt dank einer Orgel, die ihren ganzen Charme präsentieren und ungemein sanglich daherkommen durfte.