Die Capella hat den Bogen raus!

Eilsum. Wir sind beim Abschlusskonzert des Krummhörner Orgelfrühlings in Eilsum. Das Haus ist voll besetzt. Die Stimmung erwartungsvoll.

Die Capella de la Torre und ihr Publikum in der romanogotischen Kirche zu Eilsum.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Die Capella de la Torre hat ein Programm passgenau für das diesjährige Motto des Festivals ausgearbeitet. „Et in terra“ (und auf Erden) heißt es, und natürlich ist ein biblischer Bezug gemeint. Der Begriff taucht im Vaterunser auf (dein Wille geschehe – wie im Himmel, so auf Erden), aber auch im „Gloria“, einem Teil des Messordinatoriums (und Friede den Menschen auf Erden). Dazu heißt es im Programmheft: „Alles Geschehen auf der Erde dient der Erfüllung des von Anbeginn vorbestimmten Heilsplanes; sogar Leid und Unglück sind lediglich Umwege auf dieser Bahn.“ Das gelte nicht nur für das Mittelalter, sondern auch noch für die sich anschließende Epoche, die Renaissance.


Entsprechend dieser Vorgabe hatte die Capella unter Leitung von Katharina Bäuml (Schalmei) Musik ausgewählt, die die Erläuterungen nahezu wortwörtlich dokumentierte. „Allen Gott in der Höh sei Ehr“, oder „Vater unser“ dokumentierten den geistlichen Bereich. Bekannte Melodien wie „Greensleeves“, das Wehklagen eines Liebenden, standen für die weltliche Komponente des Programms „Zwischen Himmel und Erde“.


Das Ensemble nutzt vielfältige Möglichkeiten, um die Alte Musik in ein attraktives Gewand zu kleiden, das auch in heutiger Zeit Reize vermitteln kann. Percussion gehört ebenso dazu, wie hohes Tempo oder starke Rhythmisierung. Mittlerweile ist ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Musikern und dem Publikum entstanden. Man weiß, was man aneinander hat. So war es keine große Überraschung, dass Katharina Bäuml das Wort ergriff und Land und Leute würdigte. Man sei gerne in der Krummhörn.

Katharina Bäuml (Schalmei und Leitung)

Schön war es auch, dass die Capella nicht nur die eigene Truhenorgel für ihr Konzert nutzte, sondern auch die große Schuke-Orgel einband, die sich zwar im historischen Gehäuse des 18. Jahrhunderts präsentiert, aber deutlich der jüngeren Zeit entstammt. Doch Eva-Maria Rusche ließ das Instrument sehr schön erklingen – etwa mit Variationen zu „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, die in den Improvisationen der Organistin vielfach variiert wurden und doch einen Gesamtkorpus bildeten.

Sprach als Leiter des Krummhörner Orgelfrühlings das Schlusswort: Pastor Siek Postma

Mit Cecile Kempenaers hatte das Ensemble eine Sopranistin mitgebracht, die mit ihrer durchsetzungsfähigen Stimme eine wunderbar tragfähige Facette in den Ensemble-Klang brachte. Kurz: die „Capella“ hat den Bogen raus, wie sie historische Klänge in ein modernes Gewand kleiden und somit populär machen und nahebringen kann.

Gehören zum Festivalteam: Nicole Frischlich und Jutta Diekmann

Was kommt zum Schluss? Der Dank des Orgelfrühling-Leiters Siek P. Postman an die Musiker, das Publikum, an Sponsoren und – dies vor allem – an ein Festival-Team, das immer da war, wenn es gebraucht wurde, immer gute Laune verbreitete und eine verlässliche Basis für ein Festival war, das in diesem Jahr besonders inhaltsreich und ausgewogen, musikalich prächtig und mit großen Organisten bestückt war.

Der nächste, dann 22. Krummhörner Orgelfrühling, ist schon im Gespräch. Voraussichtlicher Termin: 6. bis 11. Mai 2025.