Eine Erzählerin – wie Scheherazade

Emden. In der voll besetzten Rüstkammer des Ostfriesischen Landesmuseums Emden ist am Sonnabend (8. Juni) die neue Ausstellung „Helma Sanders-Brahms. Ihre Filme. Ihr Leben“ eröffnet worden.

Rappelvoll: die Rüstkammer im Ostfriesischen Landesmuseum bei der Ausstellungseröffnung. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Museumsdirektorin Jasmin Alley betonte die Aktualität der Themen, die die Filmemacherin cineastisch umgesetzt habe. „Ihre Filme sind heute wichtiger denn je.“ Die Kraft ihrer Darstellungen liege darin begründet, dass sie aus der eigenen Geschichte geschöpft habe. Diese aber sei zugleich auch die Geschichte Deutschlands. Kurator Ayhan Salar habe mit der Ausstellung und seiner Dokumentation „der Stadt und dem Land ein Geschenk gemacht“. Nun sei es an den Besuchern, dieses Geschenk auch anzunehmen.


Dr. Johannes Janssen, Direktor der Niedersächsischen Sparkassen-Stiftung, führte in seinem Grußwort aus, dass er angetan sei von der Entwicklung des Landesmuseums. Eine Neuausrichtung sei alternativlos. Die drei Aufgaben eines Museums – sammeln, bewahren, forschen – ergänzte Janssen um die vierte Dimension: Anschlussthemen finden. Er prophezeite, dass die Ausstellung deutschlandweit wahrgenommen werde. Mit Blick auf die Darstellung des Themas sprach Janssen von „einem Labor-Charakter“ und versicherte den Besuchern, aus dieser Ausstellung komme man „reicher heraus als man hineingeht“.

Mehr als nur eine musikalische Begleitung der Eröffnung: Hille Perl und Lee Santana

Kurator Ayhan Salar schließlich versicherte, dass die Ausstellung „tief in Helmas Herz“ schaue. Sie habe Themen ihrer Zeit behandelt, von der frühen Migrationsproblematik bis zu den Gastarbeitern. Doch die persönlichen Filme, in denen sie sich mit der Zeit des Nationalsozialismus und den Folgen für die Menschen beschäftige, seien ihre eigentliche Stärke. Salar ging auch auf die unterschiedliche Rezeption ein, die die Filme von Helma Sanders-Brahms erfahren hätten: Ablehnung in Deutschland, große Begeisterung im Ausland. Die „emsige Erzählerin“ – Sanders-Brahms hatte allein 30 Drehbuchentwürfe hinterlassen – habe erzählt wie Scheherazade in „1001 Nacht“. Es sei, so Salar, die Befreiungsstrategie gewesen. Es sei auch der Versuch gewesen, ein Land von etwas zu befreien, wovon man es nicht befreien kann.

Ausstellung auf dem Tisch: Leben und Werk von Helma Sanders-Brahms als Bilderschau

Für den musikalischen Teil hatte das Landesmuseums Alte Musik geordert. Gambistin Hille Perl, die gerade erst bei den Gezeitenkonzerten in Arle konzertiert hatte, und Lee Santana (Laute) hatten drei Stücke ausgewählt, von denen erwartungsgemäß das letzte, das Variationswerk „La Folia“ bei den Besuchern besonders gut ankam. So gab es denn für die beiden Musiker einen besonders herzlichen Applaus.