Mit Leichter Kavallerie auf Großer Fahrt
Emden. „Ich habe alle Konzerte der Musikkorps aus Wilhelmshaven und Münster gehört, aber das heutige Konzert mit dem Marinemusikkorps Wilhelmshaven war das beste.“ Der ältere Herr schüttelt immer noch ungläubig den Kopf angesichts eines Programms, das selbst einige junge Leute begeistert zum Sesseltanz animierte.

Fregattenkapitän Matthias Prock musste in seinem symphonischen Blasorchester zwar einige Positionen ersetzen, weil Erkrankungen eine ziemliche Lücke gerissen hatten. Doch war der Ersatz – Musiker aus Kassel, Hannover, Bremen und Bremerhaven – auch ohne gemeinsame Probe derart gut drauf, dass das Programm reibungslos vonstatten ging.

Und es waren umfangreiche Werke, die da gespielt wurden. Es begann mit dem Marsch „Esprit Du Corps“, der die Grundstimmung im Festspielhaus am Wall festlegte: euphorisch, aufmunternd, freudig. Das Publikum im nahezu ausverkauften Haus reagierte schon bei diesem ersten Beitrag begeistert. Diese Sympathie wuchs, als Franz von Suppé ins Spiel kam. Dessen Ouvertüre zu „Leichte Kavallerie“ zeichnete sich durch hohes Tempo und angenehm dezenten Trompeteneinsatz aus und ging den Besuchern direkt ins Herz.

Der dritte Programmpunkt in der ersten Hälfte des Abends war eine sinfonische Dichtung von Guido Rennert. „Hamburg – das Tor zur Welt“ erklang. Rennert hatte mit viel Sinn für Timing und emotionaler Notwendigkeit Szenen aus Hamburgs Geschichte für Blasorchester vertont. Dazu zählte die Hansezeit des Mittelalters, Störtebekers Hinrichtung, der Dänische Krieg, die Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts, die Weltkriegsjahre, die Nachkriegszeit, die Sturmflut 1962. Szenen wurden auf einem Großbildschirm eingespielt, so dass man als Hörer jeweils zu Zuordnung zwischen Musik und historischem Ereignis ermessen konnte.

Ein wunderschönes Stück Musik, das dazu anregte, darüber nachzudenken, ob man dergleichen nicht auch für Emden komponieren könnte – an Ereignissen ist die Geschichte der ostfriesischen Hafenstadt ja nicht unbedingt ärmer. Es gäbe sogar eine direkte Verbindung zwischen den beiden Städten. Die Hamburger hatten die Stadt Emden, die selbst nie zur Hanse gehörte, im Mittelalter mehrfach besetzt. Erst 1447 zogen sie endgültig aus Emden ab.

vom Lions Club Emden

Fregattenkapitän Matthias Prock
Nach der Pause stand nach einem Marsch ein Musical auf dem Plan – Musik aus „My fair Lady“ erklang. Bei „Ich hab geträumt heut Nacht“ und „Es grünt so grün“, bei „Mit ’nem kleenen Stückchen Glück“ oder der „Ascot Gavotte“ summte so mancher Besucher beseelt mit, denn im Grunde sind alle Musikstücke Hits geworden. Und Matthias Prock, der selber moderierte, heizte die positive Stimmung geschickt mit einem kleinen Spiel weiter an.

ein Akkordeon

ein Kontrabass
Aber das Beste kam zum Schluss: „Große Fahrt voraus“, ein Arrangement aus 14 maritimen Melodien, die sich hinreißend ineinander verschränkten. Großer Beifall für das Marinemusikkorps Wilhelmshaven. Sehr zufriedene Besucher und ein Versprechen von Matthias Prock, dass das Musikkorps am 30. Oktober wieder in Emden sein wird, dann in der Martin-Luther-Kirche.
Das Konzert im Festspielhaus hatte der Lions Club Emden organisiert – als Benefiz für verschiedene Emder Vereine, wie Lions-Mitglied Wilfried Kracke in seiner Begrüßung sagte.