Wunderbar festliches Ganzes

Emden. Dass ein Blasorchester kraftvolle Töne kann, ist nichts besonderes. Aber wenn ein sinfonisches Blasorchester derart strahlend und mit derart dramatischer Wirkung agiert – und noch dazu in einem Adventskonzert, dann ist das schon ausgesprochen wirkungsvoll. Das Marinemusikkorps Wilhelmshaven präsentierte sich unter der Leitung des 2. Musikoffiziers Kapitänleutnant Christoph Schiffers bei seinem Emder Jahreskonzert in der Martin-Luther-Kirche höchst agil und spielfreudig und hatte ein Programm ausgewählt, das sich zu pompösen Klängen steigerte. Und so konnten die rund 250 Besucher eine Reise durch verschiedene Zeiten und Länder antreten – immer geleitet von weihnachtlichen Gefühlen und adventlichen Gedanken, aber auch von den individuellen Eigenheiten der Musik aus bestimmten Regionen.

Das Marinemusikkorps Wilhelmshaven unter Leitung von Kapitänleutnant Christoph Schiffers spielte unter dem bereits aufgestellten Weihnachtsbaum in der Martin-Luther-Kirche

Im Zentrum des Abends stand die Fantasie über „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ von Albert Loritz nach dem schlichten Satz von Praetorius. Loritz übernimmt zwar die musikalische Vorlage, versetzt die Melodie aber in andere Lagen, teilt das Orchester in zwei Klangkörper und lässt diese quasi doppelchörig spielen. Der schöne Satz wird durch Einschübe immer erweitert, ohne jedoch den Grundgedanken des Barockkomponisten zu verlassen. Das Korps zeigte dabei enorme Qualitäten in der feinsinnigen Handhabung des Instrumentariums. Dieses musikalische Juwel strahlte zwar in besonderer Weise, aber das gesamte Programm war einfach zauberhaft komponiert – bis hin zu einer Kombination aus Vertonung und Lesung – so geschehen bei „The Night before Christmas“, einem Weihnachtsgedicht, das Stabsbootsmann Felix Hecker in einer Übersetzung von Erich Kästner las, während das Orchester die Partitur spielte, die wiederum dem jeweiligen Gehalt des Textes in schönster Weise folgte.

So reihte sich eine musikalische Perle an die andere, wobei gute Laune ein wichtiger Aspekt war. Bei „Sleigh Ride“ von Leroy Anderson wippte so mancher mit, bei „Tochter Zion“ aus dem Händel-Oratorium „Judas Maccabaeus“ staunte man über die vielfarbige Besetzung, die den akustischen Rahmen der Luther-Kirche nahezu sprengte, und beim „Christmas Lullaby“ von John Rutter wurde es regelrecht andächtig.

Besonders wirkungsvoll gelang der Ausflug ins Mittelalter, wo mit Flöten und Percussion wirkmächtige Melodik entstand. Und „Nimrod“, die neunte Variation der „Enigma-Variationen“ von Edward Elgar, erzeugte in der meisterlichen Umsetzung der Wilhelmshavener machtvollen Eindruck. Fazit: Ein wohl komponiertes Adventskonzert mit vielen nicht-adventlichen Stücken, die sich aber zu einem wunderbar festlichen Ganzen zusammenfügten.

Eingangs hatte Oberbürgermeister Tim Kruithoff die Verbundenheit Emdens mit der Marine betont. Er erinnerte an die Indienststellung der Korvette “Emden“ und die Kommandoübergabe an Fregattenkapitän Sebastian Lehmann-Dowall, die Anfang November stattfand. Es gelte ein „bedingungsloser Respekt“ für die Bundeswehrsoldaten im Einsatz.

Vor Veranstaltungsbeginn hatte das Emder Friedensforum eine Demo vor der Kirche durchgeführt.