Schwieriges Thema lebhaft diskutiert

Gibt es in der frühen Neuzeit einen Einfluss von Recht und Politik auf die christliche Religion in ihren konfessionsspezifischen Ausprägungen katholisch, lutherisch oder reformiert?

Das war die Ausgangsfrage einer Tagung in der Johannes a Lasco Bibliothek, die eingebettet ist in ein mehrjähriges Kooperationsprojekt mit dem Titel „Konfessionskultur des Reformiertentums im Nord- und Ostseeraum“. Dieses von der Emder Bibliothek und dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz entwickelte Konzept hatte ein Dutzend international renommierte Wissenschaftler als Referenten nach Emden gebracht, die das Thema an drei Tagen lebhaft diskutierten.

Per Stream konnten die Vorträge im Internet verfolgt werden. Im Bild: Professor Dr. Christoph Strohm.

Am Freitag gab es einen öffentlichen Vortrag, den der Heidelberger Kirchenhistoriker Professor Dr. Christoph Strohm hielt: „Der Beitrag des ius publicum zur Einhegung konfessionell aufgeladener Konflikte“. Wie schon zuvor in anderen Vorträgen, ließ sich auch hier keine eindeutige Antwort im Hinblick auf die Generalfrage finden. Immerhin stellte Strohm die These auf, dass eine Einflussnahme calvinistischer Theologie auf dem Gebiet des Rechtes nicht festgestellt werden könne.

Am Freitag war Oberbürgermeister Tim Kruithoff zu Gast bei der Tagung und hob unter anderem den Rang der Bibliothek und der Stadt Emden als erste, von der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ernannte Reformationsstadt hervor. Die Johannes a Lasco Bibliothek bezeichnete er als Leuchtturm und wiederholte die Bedeutung der repräsentativen kulturellen Trias von Bibliothek, Kunsthalle und Ostfriesischem Landesmuseum. Vertreter aller drei Einheiten seien an diesem Abend in Gestalt des wissenschaftlichen Leiters der Bibliothek, Professor Dr. Kestutis Daugirdas, der Aufsichtsratsvorsitzenden der Kunsthalle Eske Nannen und ihm selber für das Landesmuseum anwesend. Seit dem 1. Oktober sei die Kultur sein Ressort, erklärte Kruithoff.

Für die Evangelisch-reformierte Kirche sprach Vizepräsident Helge Johr. Er bezog sich ausdrücklich auf die Emder Synode von 1571, die in der Kirchengeschichte wichtig geworden sei, weil sich selbständige Gemeinden beschlossen hätten, zusammen zu gehen.

Eröffnete die Tagung mit ihrem Vortrag: Professor Dr. Irene Dingel.

Die Tagung hatte am Donnerstag mit dem Eröffnungsvortrag von Professor Dr. Irene Dingel, Leiterin des Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz begonnen, die sich mit: „Gestaltung durch Konfessionalität? Wechselwirkungen an den Schnittstellen von Bekenntnis, Recht und Politik in ausgewählten Perspektiven“ beschäftigt hatte. Sie klopfte unter anderem verschiedene Kirchenordnungen auf das Thema hin ab und kam zu dem Schluss, dass man die Gestaltung durch Konfessionalität nicht unbedingt verneinen könne, wenn der Begriff weit gefasst werde. Ihre These: Politische und rechtliche Kontexte sorgten für eine Ausprägung dessen, was wir heute als typisch konfessionell klassifizieren.

Auch Bibliotheksleiter Daugirdas referierte im Rahmen der Tagung. „Zu den Wurzeln des Subsidiaritätsgedankens bei Althusius“. Althusius war reformiert, aber ob seine Konfession in seinem politischen Werk einen Niederschlag findet, blieb zweifelhaft.

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