Doornkaat-Stiftung gibt 200 000 Euro für Uni-Projekt

Emden. Es ist nicht das erste Mal, dass die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung Studenten unterstützt, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, der Emder Kaufmann Dr. Claas Brons. Doch dieses Mal geht es um ein besonders großes Projekt, das die Stiftung mit insgesamt 200 000 Euro über vier Jahre mitfinanziert.

Hinter diesem Projekt verbirgt sich ein grenzüberschreitendes Vorhaben, das unter dem Stichwort „Grenzgänger“ firmiert. Es wurde jetzt in der Johannes a Lasco Bibliothek vorgestellt.

Zwei junge Niederländer wollen sich im Rahmen ihrer Promotion mit Themen beschäftigen, die im sprachwissenschaftlichen und historischen Bereich angesiedelt sind. Betreut werden sie bei dem Vorhaben von drei Professoren an zwei Universitäten hüben und drüben der deutsch-niederländischen Grenze. Außerdem sind das Landesarchiv in Aurich, das Emder Stadtarchiv, die Groninger Archieven, die Sondersammlung der Universitätsbibliothek Groningen sowie die Johannes a Lasco Bibliothek beteiligt. Deren wissenschaftlicher Mitarbeiter und Syndicus der Doornkaat-Stiftung, Dr. Klaas-Dieter Voß, ist ein weiterer Ansprechpartner für das Projekt von deutscher Seite aus.

Stellten das grenzüberschreitende Projekt vor: Professor Dr. Bart Ramakers, Professor Dr. Andrea Strübind, Professor Dr. Raingard Esser, die beiden Doktoranden Gijs Altena und Meggy Lennaerts, Vorstandsvorsitzender der Doornkaat-Stiftung Dr. Claas Brons und der Syndicus der Stiftung und wissenschaftliche Mitarbeiter der Johannes a Lasco Bibliothek, Dr. Klaas-Dieter Voß.

Die Themen, die der Literaturwissenschaftler Gijs Altena (27) und die Historikerin Meggy Lennaerts (27) übernommen haben sind: „Niederländer in Ostfriesland – Sprache, Wirtschaft und Kultur seit der Frühen Neuzeit“ und „Sprachgeschichte und Alltagsgeschichte in transregionaler und interdisziplinärer Perspektive“. Für die wissenschaftliche Bearbeitung der beiden Themen sind vier Jahre angesetzt. Neben dem Promotionsvorhaben soll auch noch eine Ausstellung realisiert werden, die die Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht.. „Wir wollen damit zeigen, dass ,Grenzgänger‘ nicht im Elfenbeinturm sitzen“, hieß es dazu im Rahmen einer Pressekonferenz in der Bibliothek.

Betreut werden die beiden Studenten von Professor Dr. Raingard Esser, die an der Universität Groningen lehrt und sich selber als „Grenzgängerin“ bezeichnet, Professor Dr. Bart Ramakers, der als Altniederlandist den sprachlichen Anteil der Themen im Blick hat. Dazu kommt die Theologin Professor Dr. Andrea Strübind, die an der Universität Oldenburg lehrt.

Andrea Strübind und Raingard Esser arbeiten schon länger in Kooperationsprojekten zusammen, da die „transnationalen Regionen Ostfriesland, Friesland und Groningen … in der Frühen Neuzeit als zusammenhängender und sich gegenseitig beeinflussender Kultur- und Wirtschaftsraum verstanden werden müssen“, wie es in einem Informationspapier heißt. Aber obwohl diese Nähe gegeben ist, wisse man über den Aspekt der Alltagsmigration zwischen den beiden Nachbarländern nur wenig, und auch der sprachwissenschaftliche Aspekt bringe schon im Vorfeld viel Neues ans Licht, von dem selbst er bisher keine Kenntnis hatte, ergänzte Bart Ramakers.

Das Projekt von Gijs Altena wird die niederländische Sprache in Ostfriesland untersuchen, wobei zum Beispiel bereits bekannt ist, dass das Niederländische bis ins 19. Jahrhundert hinein in Emden Amtssprache war. Das Migrations-Thema soll den Zeitraum von 1594 bis 1914 umgreifen, das Sprachprojekt die Zeit zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert. Dabei geht es den Professoren nicht um flächendeckende Betrachtungen. „Dafür wären vier Jahre etwas wenig“, versichert Andreas Strübind. Statt dessen sollen anhand von Protagonisten die jeweiligen Milieus abgeklopft werden. Milieus sind Umfelder, in denen ein Mensch lebt und von denen er geprägt wird.

Der besondere Reiz des Promotionsvorhabens für die beiden jungen Wissenschaftler ist der, dass sie ein Doppeldiplom erhalten. Sie bekommen also einen Doktortitel von beiden Universitäten. „Das war ein ziemlich aufwändiger formaler Akt“, versichert Andrea Strübind. Denn obwohl die Kooperation zwischen den Universitäten in Groningen und Oldenburg schon lange besteht, sind die Verwaltungssysteme unterschiedlich. Doch da es das erste „Sandwich-Programm“ dieser Art ist und dadurch eine große gegenseitige Befruchtung erwartet wird, gab es schließlich eine einvernehmliche Lösung. Die Kosten für das Projekt teilen sich die beiden Universitäten, wobei die Doornkaat-Stiftung den Anteil der Oldenburger übernimmt.

Das Vorhaben wurde im übrigen akribisch vorbereitet. Archiv- und Bibliotheksbestände wurden gesichtet und inventarisiert, Digitalisate angefertigt. Zudem gab es – der Pandemie wegen – virtuelle Expertentreffen. Die Kosten für diese Vorarbeiten wurden über das Interreg-Programm der Ems-Dollart-Region (EDR) und vom Groninger Forschungsinstitut eingeworben.