Das Denkmal auf dem Dodendwenger

Teil 1
Heute vor 100 Jahren wurde ein Denkmal auf dem Emder Wall eingeweiht, das die Namen der gefallenen Emder Soldaten des Ersten Weltkriegs trägt. Was hat es auf sich mit diesem Gedenkstein? Wie kam er nach Emden? Wer hat ihn geschaffen? Was bedeutet die Bildhauerarbeit in seinem Rundbogen? Und vor allem: Wer hat das alles veranlasst? Im Emder Stadtarchiv lagern Akten, die Antworten auf viele Fragen geben.


Maria aber stand vor dem Grabe und weinte draußen. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und einen zu den Füßen, da sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und dieselben sprachen zu ihr: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Predigttext zur Einweihung des Denkmals: Johannes 20, 11-13


Grau ist der Himmel an diesem 26. November 1922. Totensonntag in Emden. Der Regen rinnt unaufhörlich. Deprimierend. Und so sieht es auch mit der Stimmung der Menschen aus, die an diesem Tag um 11.30 Uhr beim Vogelsangzwinger zusammenkommen, um an einer Feierstunde teilzunehmen, die den Toten des Weltkriegs gilt – 562 Emder, die gefallen sind, und von denen viele nicht einmal Gräber erhalten haben.

Das Denkmal als Fotomotiv, vor dem man sich gerne ablichten lässt. Das Bild wurde von Marten Klose zur Verfügung gestellt

Doch trotz der dem Anlass angemessenen Trauer, sind die Menschen auch von einer anderen Regung erfüllt. Denn an diesem Tag soll nachgeholt werden, was nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gar nicht und nach dem Weltkrieg nur langsam in Gang gekommen ist – ein besonderes Gedenken für die toten Soldaten, die „Helden“ – wie sie im Sprachgebrauch der damaligen Zeit genannt werden. Und unter diesem „heldischen Anspruch“ verläuft nun auch die Trauerfeier.

Begonnen hatte der Tag mit dem Antreten der Kriegervereine Emdens auf dem Neuen Markt. Nach einem Gottesdienst in der Großen Kirche, den Konsistorialrat Erich Riedlin über Kapitel 20 aus dem Evangelium des Johannes hielt, drängt sich nun eine enorme Menschenmenge auf dem Wall, hier, vor dem neuen Denkmal. Die Küstenwehrkapelle spielt das „Niederländische Dankgebet“, der Männergesangverein intoniert „Ich hatt’ einen Kameraden“, und zum Schluss erklingt die Nationalhymne. Dann ist ein Ereignis vollzogen, das für die Verantwortlichen zeitweise ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang gewesen ist, und das die Beteiligten der vier „Kriegerischen Vereine“ Emdens bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit getrieben hatte: die Errichtung dieses Denkmals für die Toten des Weltkriegs.

Am 21. Januar 1920 tritt um 8 Uhr morgens ein Sonderausschuss im Schützenhof zusammen. Erschienen sind Vertreter der vier „Kriegerischen Vereine“ in Emden: die Herren Braa, Baum und Böhmer vom Kriegerverein, die Herren Klaassen, Peters und Fritzen vom Militärverein, die Herren de Jonge, Marahrens und Janssen vom Marineverein und die Herren Hollander, Tessmer und Wilmsen vom Gardeverein. Als Gäste sind die Herren Weinert und Mudder erschienen. Das Anliegen der Runde: die Schaffung eines Heldengrab-Denkmals auf dem lutherischen Friedhof an der Auricher Straße.

Ein wichtiges Thema bei dieser Sitzung ist die Finanzierung des geplanten Projektes. Man überlegt: eine Haussammlung, Wohltätigkeitskonzerte, einen besonderen „Opfertag“. Aber auch sämtliche Emder Vereine, Firmen, die Stadtverwaltung sollen dazu beitragen, die große Idee in die Realität umzusetzen. Die Sammlungen sollen Mithilfe von Freiwilligen aus den Vereinen durchgeführt werden.

Das war noch ganz am Anfang: ab 1920 wird öffentlich für das „Heldengrab-Denkmal“ geworben

Wie aber soll das Denkmal gestaltet sein? Die Runde plädiert für einen Wettbewerb, um Ideen zu sammeln. Und der vorgeschlagene Platz auf dem Friedhof? Soll am 1. Februar besichtigt werden. Die Öffentlichkeit wird über einen ersten Aufruf informiert, der unter dem Motto „Vergesst die treuen Toten nicht!“ das Bestreben der Gruppe vorstellt und zugleich auf die Probleme aufmerksam macht. „Zweifellos sind die Kosten der Ausführung unseres Planes und diejenigen der dauernden Instandhaltung der Anlagen sehr groß. Es gilt, erhebliche technische und finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden. Wir wollen aber kein Opfer und keine Mühe scheuen, das gesteckte Ziel zu erreichen.“ Dabei baue man ganz auf die „freudige Opferwilligkeit der gesamten Einwohnerschaft.“ Auch die kleinste Gabe sei willkommen. „Gebe jeder nach seiner Kraft! Wir alle haben unseren gefallenen Helden so viel zu verdanken!“

Damit sind die Pflöcke für das Vorhaben eingeschlagen. Und mit der Besetzung der Geschäftsführung durch die Herren Malermeister Reinhard Peters (Obmann), Peter Klaassen (Schriftführer) und Stadtbauinspektor Herbert Braa (Kassenwart) hat man auch die formalen Dinge geregelt.

Emden steht mit seinen Bemühungen um ein Denkmal für die toten Soldaten in dieser Zeit keineswegs alleine da. Überall in Deutschland formieren sich Gruppen, die auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Mitteln eine Gedenkstätte errichten wollen. In einer Akte, die Schriftführer Klaassen im November 1923 dem Magistrat übergibt und in der sich alle Unterlagen und der Schriftwechsel zur Durchführung des Projektes befinden, sind auch Zeitungsausschnitte und Papiere mit Anweisungen der Regierung enthalten, wie man dabei am besten vorgeht.

So bildet sich etwa 1920 in Oldenburg ein Denkmalausschuss, der den Bau einer Gedenkhalle im Gestütspark an der Ofener Straße betrieb. Vor der Halle sollte eine Plastik des Oldenburger Bildhauers Martin Günther aufgestellt werden. In Nürnberg lässt die Hauptschützengesellschaft eine schichte Tafel aus getriebenem Messing für 18 gefallene Mitglieder fertigen. In Timmerlah, einem Stadtteil von Braunschweig, entsteht 1921 ein Gefallenen-Denkmal mit einem großen Findling als Basis – der Kosten wegen. 1924 wird bei der Göttinger Universität ein martialisches Denkmal für die gefallenen Dozenten, Beamten und Studenten der Georgia Augusta errichtet. Bildhauer Josef Kemmerich hat dazu eine neun Figuren umfassende Skulpturengruppe auf einem hohen Sockel errichtet.

Um die Denkmal-Flut in ordnungsgemäße Bahnen zu lenken, entschließt sich der Deutsche Kriegerbund, seiner Presseabteilung eine Abteilung D (Denkmäler) anzugliedern. Diese hat die Aufgabe, interessierten Vereinen zur Seite zu stehen und ihnen Künstler zu vermitteln, die Erträge und Kostenvoranschläge erarbeiten. Denn: „Es muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass der großen Zeit des Weltkrieges als Dank an Heer, Marine und Volk nur würdige Denkmäler gesetzt werden.“

In Emden will man nun nichts mehr auf die lange Bank schieben. Bereits zwei Tage nach Einsetzung der Geschäftsführung wird der Denkmalausschuss aktiv. Auf der Suche nach geeigneten Kameraden für die Haussammlung ergeht am 23. Januar ein Schreiben an die Vorsitzenden der vier Vereine, mit der Bitte, den Gesamtplan allen Mitgliedern bekannt zu machen, vertrauenswürdige Sammelwillige zu benennen und selber einen namhaften Betrag als Anschub zur Verfügung zu stellen. „Es macht einen besseren Eindruck und reizt zur Nachahmung“, heißt es in dem Schreiben.

Genaues Programm und exakte Bekleidungsvorschrift: Einladung zur Einweihung des Denkmals

Auch der Magistrat wird informiert und um Förderung sowie Genehmigung der Haussammlung gebeten. Weiter heißt es in diesem Schreiben vom 27. Januar 1920: „Sodann bitten wir um Zuwendung eines namhaften Betrages aus städtischen Mitteln. Wir werden bei allen hiesigen Vereinen und Korporationen ebenfalls eine Liste auflegen und dürfen die beste Aussicht haben, dass sehr erhebliche Beträge gezeichnet werden, da allgemein eine freundliche Stimmung für die Sache vorherrscht.“

Der Mahnung des Deutschen Kriegerbundes in Berlin eingedenk, wird dieser ebenso informiert wie die Provinzialberatungsstellen für Kriegerverehrung beim Oberpräsidium in Hannover. „Wir möchten ergebenst bitten, uns namentlich in technischer Hinsicht freundlichst unterstützen zu wollen und geben der Hoffnung Raum, dass es uns gelingt, für Emden etwas Schönes zu schaffen.“

Derweil gehen auch die praktischen Überlegungen wegen eines geeigneten Aufstellungsplatzes für das künftige Denkmal voran. Am 1. Februar 1920 treffen Mitglieder von Denkmalausschuss und lutherischem Friedhofsvorstand zusammen. Dieser wird durch Pastor August Blanke, Senator a. D. Boerma und Malermeister Enno Fecht vertreten. Man ist sich grundsätzlich über das Projekt einig. Die Kirche wird den nötigen Platz für die Errichtung des Denkmals zur Verfügung stellen. Doch machen die Kirchenvertreter, die durch den Ehrenfriedhof auf ihrem Gelände schon Erfahrung in der dauerhaften Pflege solcher Male haben, darauf aufmerksam, dass die nicht unerheblichen Folgekosten mit bedacht sein wollen, um die Anlage dauerhaft „in einem würdigen Zustande“ zu erhalten, wie es im Protokoll heißt.

Der „Ehrenfriedhof“ auf dem lutherischen Friedhof an der Auricher Straße: Hier liegen Soldaten, die in den Emder Lazaretten starben, Kriegsgefangene und Marinesoldaten, und hier sollte ursprünglich auch das Denkmal stehen

In den nächsten Tagen und Wochen gilt es, viele Fragen und Überlegungen einzubinden. So etwa diese: Die Namen welcher Soldaten sollen eigentlich in den Stein graviert werden? Wie soll die Spendensammlung organisatorisch durchgeführt werden? Und nicht zuletzt immer wieder die Frage: Was für ein Denkmal soll es überhaupt werden?

Und so findet sich Anfang Februar 1920 in den Protokollen folgender Hinweis. Auf dem Denkmal sollen all jene Namen von Soldaten verewigt werden, die „mit der Einwohnerschaft der Stadt Emden in näherer Beziehung standen, die zum Beispiel in Emden geboren oder ansässig gewesen oder von Emden aus in den Krieg gezogen sind“.

Die Logistik der Spendensammlung wird durch Listen strukturiert, in die die Namen der Spender und die Höhe ihrer Gabe notiert werden. Um Doppelbesuche zu vermeiden, erhält jeder Sammler einen genau benannten und eingegrenzten Bezirk zugewiesen. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt muss die Sammlung abgewickelt und das Geld abgeliefert sein.

Und die Art des Denkmals? Darüber ist man sich immer noch nicht im Klaren. Auch die Idee eines Wettbewerbs verwischt immer mehr. Die Finanzierung und der Bauplatz – das sind zum damaligen Zeitpunkt die wichtigen Fragen.

Aufruf an die Bürger, Angehörige nachzumelden, die bisher noch nicht in den Listen der Kriegervereine erfasst wurden

In Emden sind die 20er Jahre politisch und wirtschaftlich aufregend. Zarte Neuanfänge und hoffnungsvolle Entwicklungen werden gehemmt, als in Folge des Versailler Friedensvertrages von 1919 hohe Reparationsforderungen erhoben werden. Emden verliert rund die Hälfte der sonst üblichen Tonnage von einer Million Tonnen. Dazu kommen die Ruhrbesetzung und die Inflation. Von beidem bleibt auch die ostfriesische Stadt nicht verschont. Zudem verändert sich die Bevölkerungsstruktur durch die Industrialisierung. Dennoch will man das Denkmal für die Kriegstoten errichten, auf dem die Namen von 562 Toten in den Stein gemeißelt werden sollen.



Einer derer, die auf dem Stein genannt werden, ist Hermann Revert Meyer. Als er in den Krieg ziehen musste, war er 19 Jahre alt, ein Jahr später ist er tot. Sein Neffe, Hannes Rehbein, hat die Geschichte des jungen Kriegsteilnehmers erforscht und aufgeschrieben.

Grenadier im 3. Garderegiment 2. Kompanie: Hermann Revert Meyer

Ein Einzelschicksal soll stellvertretend für die tragischen Schicksale vieler der auf dem Denkmal verzeichneten gefallenen Emder stehen: Es ist Hermann Revert Meyer, Sohn des Fuhrmannes Jacob Okke Meyer, welcher eines Tages mit den besten Voraussetzungen die Nachfolge im Fuhrbetrieb antreten sollte.

Hermann bekam seine Einberufung zum Militärdienst bereits im 19. Lebensjahr und wurde als Grenadier im 3. Garderegiment 2. Kompanie nach einer kurzen Ausbildungszeit an die Westfront kommandiert. Auf den Schlachtfeldern am Höhenzug Chemin des Dames im Aisne Champagne-Gebiet (zwischen Soissons und Reims), dem Brennpunkt heftiger Stellungskämpfe erfuhr er im Ringen um die Höhenzüge die Schrecken eines sinnlosen, mörderischen Krieges.

Während seines letzten Heimaturlaubs berichtete Hermann, ohne jedes Heldentum-Pathos, im Familienkreis vom blutigen Front-Geschehen und dass der Feind ohne Rücksicht auf die eigenen Verluste die vom Trommelfeuer verwüsteten deutschen Höhenstellungen zu erstürmen versuchte. Diese blutigen Angriffe brachen bislang im hämmernden MG-Feuer, den grausamen Flammenwerfern, Handgranaten und manchmal sogar im Einzelkampf zusammen.

Hermann selbst berichtete: „Dann erfolgt der Befehl zum Gegenstoß, und wir sind dran. Wir müssen mit aufgepflanztem Bajonett über ein übelriechendes Schlachtfeld nach vorne stürmen, über verstümmelte und verbrannte Gefallene hinweg, schutzsuchend in Granattrichtern, den gefürchteten Tanks und dem Feuer des Feindes ausgesetzt. Wer durchkommt bleibt vor dem Drahtverhau der feindlichen Gräben liegen, und nur wenige stehen wieder auf …“

Im Grab 865 auf dem Divisions-Friedhof von Ardon bei Laon hat Hermann Meyer seine letzte Ruhe gefunden

Hermann Revert Meyer fiel im September 1917 am Chemin des Dames. Seine Abschiedsworte beim letzten Urlaub hatten seinen Schwestern Anna und Hermine gegolten. Es war gleichsam eine Vorahnung: „Von dort, wo ich nun hin muss, kehrt mancher nicht wieder zurück, und ich bilde keine Ausnahme. Tröstet Vater und Mutter. Gott mit uns!“

Jacob Meyer hat den Tod seinen geliebten Sohnes nicht verkraftet. Er starb frühzeitig vor Gram. Es ist belegt, dass er, um seinen Sohn vom Militär frei zu bekommen, sein ganzes Geld und Gut geboten hatte.









Mitteilung des Regimentskommandeurs über die Grabstätte Hermann Meyers, adressiert an seinen Vater Jakob

Die Bemühungen um die Realisierung des Denkmal-Projektes in Emden sind in vollem Gange. Obmann Peters schwört am 9. Februar 1920 die bereitwilligen Sammler auf die Sache ein: „Jeder von Ihnen mag sich zwei Worte dauernd vor Augen halten: Ich will! Dann kann der Erfolg nicht ausbleiben.“ Man möge auch die kleinen Gaben gerne und dankbar entgegen nehmen und nicht vergessen, an die Angestellten und Dienstboten heranzutreten. „Vielleicht findet sich auch in diesen Kreisen Neigung und Hingabe zur Sache.“

Alles ist bereit. Doch wo bleibt die Genehmigung, die Haussammlung durchführen zu dürfen? Der Sonderausschuss schreibt am 25. März den Regierungspräsidenten in Aurich an, und der reagiert – nachdem er zuvor zwei Monate geschwiegen hatte – prompt. Am 26. März 1920 liegt das Papier endlich vor – die Sammlung beginnt.

Parallel dazu entwickelt sich ein lebhafter Schriftverkehr, mit dem insbesondere Institutionen um Spenden gebeten werden – mit teilweise unerwarteten Ergebnissen. So lässt der Magistrat der Stadt mitteilen, dass man statt eines Heldengrabmals lieber eine Volksbadeanstalt bauen wolle. Diese solle eine Inschrift erhalten „Gedenkt der Toten!“ Nüchterner Kommentar am Rande der Mitteilung – wohl von Schriftführer Klaassen: „Der Sonderausschuss hat kürzlich dieselbe Litanei bei der Besprechung mit dem Bürgermeister zu hören bekommen.“

Derweil macht die Sammlung Fortschritte. Die Auguste-Viktoria-Schule sammelt 657 Mark, wobei „aus erzieherischen Gründen“ keine namentliche Zuweisung erfolgt, wie Direktor Dr. Hinrich Zahrenhusen mitteilt. Die Offiziere, Unteroffiziere, Mannschaften und Zivilangestellten der Abwicklungsstellen des Feldartillerie-Regiments No. 83 und des Train-Regiments No. 8 steuern 348 Mark bei, der Verein städtischer Beamter stiftet 300 Mark, der christliche Jungfrauenverein 100 Mark, die Emderin Justine Aubel stellt 1000 Mark zur Verfügung, in der israelitischen Schule kommen 37 Mark zusammen, in der Höheren Töchterschule 650 Mark, die Jungsturmkompanie Blau-Weiß-Blau stiftet 125 Mark, der katholische Arbeiterverein und der Verein der Schiffsingenieure und Kanalschiffer jeweils 50 Mark, die Friseur-Innung 100 Mark.

Die Münstersche Lagerhaus-Gesellschaft überreicht 300 Mark, die Emder Verkehrsgesellschaft 500 Mark, die „Westfälische“ erklärt sich bereit, 2500 Mark beizusteuern. 500 Mark kommen aus Rotterdam, von Bernhard Prestel. Kurz: Bis zum April 1921 sind auf dem Spendenkonto No. 21 333 bei der Stadtsparkasse Emden rund 40 000 Mark eingegangen. Die Summe verdoppelt sich bis zum März 1922. Darunter befindet sich auch eine Spende der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerkshütten AG, die 10 000 Mark gibt, und jene 30 800 Mark, die die Damen Schipper und Kessler gesammelt haben. Und das Geld ist auch dringend nötig, denn das Projekt wird immer teurer.

Die Nachricht, dass Emden ein Denkmal errichten will, breitet sich im Lande aus. Und wer als Bildhauer auf sich hält, wird vorstellig und empfiehlt sich für die Ausführung der Arbeit, denn die Zeiten für Künstler sind denkbar schlecht.

Am 25. Januar 1922 erhält der Denkmalausschuss etwa Post aus Osnabrück. Bildhauer Ludwig Lüschner übersendet einige Entwurfsskizzen. Um sich das Gremium geneigt zu machen, verweist Lüschner darauf, dass er der Neffe einer gebürtigen Emderin, nämlich der Frau von Landgerichtspräsident Richard sei. Allein: der genealogische Nachweis rührt die Herren in Emden nicht.

So groß die Sammelleidenschaft auch ist und sosehr sie die Menschen motiviert – es kommen auch Absagen. So teilt der Kirchenrat der reformierten Gemeinde am 3. Mai 1921 mit: „… dass unsere schwierige finanzielle Lage es uns nicht erlaubt, einen namhaften Betrag zu der Sammlung für das Heldengrabdenkmal beizusteuern.“ Außerdem habe man beschlossen, Gedenktafeln mit den Namen der gefallenen Gemeindeglieder in der Großen Kirche anbringen zu lassen.

Mahnungen ergehen an Vereine und Korporationen, die auf den Spendenaufruf noch nicht geantwortet haben. „Wir beehren uns, an die baldgefällige Erledigung ergebenst zu erinnern und bemerken dazu, dass die Sammlung bis jetzt rund 40 000 Mark erbracht hat, ein Ergebnis, welches wir gerne vergrößern möchten, um trotz der Teuerung und Drangsal der Zeit der Ehrenpflicht zu genügen, unseren treuen Toten ein würdiges Grabmal zu setzen.“

Im Mai 1921 hat sich anscheinend auch der Magistrat an den Ausschuss gewandt, mit der Frage, wie man sich denn wohl die Zukunft des Denkmals, die Gestaltung der Anlage und seine Betreuung vorstelle. Das Anschreiben ist nicht mehr vorhanden, wohl aber die Antwort des Ausschusses: „Alle Emder Familien, die ein Blutopfer gebracht haben, sollen Gelegenheit finden, an geweihter Stelle im Freien ihrer gefallenen Lieben zu gedenken.“ Alle Arbeiten, die mit der Errichtung des Denkmals verbunden sind, sollen von Firmen der Region übernommen werden. Für die gärtnerische Anlage habe Gartenbauarchitekt Wibben bereits einen Entwurf vorgelegt. Architekt Theodor Allwardt arbeitet an einem endgültigen Plan, der dem Magistrat zur Ansicht vorgelegt werden soll.