Eine Karte, die als verschollen galt
Aurich. Die Landschaftsbibliothek hat mit Hilfe eines Sponsoren eine historische Karte aus dem Jahr 1662 erworben, die als verschollen galt. Das teilt die Pressestelle der Ostfriesischen Landschaft mit. Im Zentrum der Darstellung liegt das Gut Klinge (bei Asel, Landkreis Wittmund) mit dazugehörigen Ländereien. „Diese Karte hing als Bild jahrzehntelang in einem Wohnzimmer an der Wand“, erklärt Dr. Stefan Krabath, Mitarbeiter des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven. Er ist durch Recherchen auf die Karte aufmerksam geworden und konnte den letzten Besitzer ermitteln.
„Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Karte hochinteressant“, erläutert Krabath. Denn es handelt sich um die einzige bekannte Darstellung des historischen adeligen Gutes Klinge. Gut zu erkennen seien die Verteidigungsanlagen wie der Ringgraben und die Burganlage. Für Historiker ist aber auch ein weiterer Aspekt der Karte spannend. Unten rechts zeigt sie eher am Rande eine Teilansicht der Stadt Wittmund. „Auf der Karte sehen wir im Anschnitt die einzige existierende Ansicht des Wittmunder Schlosses“, betont Krabath.
Dr. Paul Weßels, Leiter der Landschaftsbibliothek, teilt die Begeisterung für die äußerst seltene Karte, die künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Bevor sie ausgestellt wird, soll die Grafik allerdings noch restauriert werden. Denn über die Jahrhunderte seien einige Beschädigungen entstanden.
Sogar der Ersteller der Karte ist bekannt: Gezeichnet hat sie Johan von Honart im Auftrag von Edzard Ferdinand aus dem Hause Cirksena. Honart gilt als herausragender Kartograph und ist im Jahr 1661 in die gräflichen Dienste eingetreten. „Wahrscheinlich ist die Karte damals erstellt worden, um die Grenzen des Guts darzustellen“, vermutet Weßels. Denn die zum Gut gehörenden Grundstücke seien hervorgehoben eingezeichnet. Zusätzlich beschreibt der Text auf der Karte die Größe und Vermessung der Ländereien des Gutes Klinge.
Laut Weßels, ist das Gut Klinge 1676 dann in bürgerliche Hand verkauft worden. „Das war damals sicherlich sehr attraktiv, weil mit dem Gut auch adelige Rechte verbunden waren“, erklärt er. Wahrscheinlich sei auch die Karte mit dem Verkauf des Gutes in Privatbesitz gelangt.
Nach regionalgeschichtlichen Darstellungen wird das Gut Klinge in historischen Quellen erstmals im Jahr 1124 erwähnt – als Klostervorwerk des Klosters Rastede. Es ist um 1360 bei einer Sturmflut untergegangen und wurde vielleicht um 1400 als Steinhaus wiedererrichtet. 1661 gelangte Gut Klinge in den Besitz von Graf Edzard Ferdinand. Heute ist von dem alten Steinhaus lediglich der Keller erhalten geblieben.