Kraftstrotzende Klänge

Rysum. Es ist ein Ritual auf dem Fuhrmannshof. Gelassen werden die Besucher von Gastgeberin Kathrin Haarstick begrüßt, man nimmt Platz, plaudert mit dem Nachbarn oder schaut sich in aller Ruhe um, ob jemand Bekanntes ebenfalls im Konzertraum, der eigentlich das Wohnzimmer der Weltklassik-Erfinderin ist, sitzt. Gemächlich werden fünf Kerzen an einem Leuchter auf dem Spielpodest angezündet, ein Glöckchen geläutet, die Pianisten mit herzerwärmenden Worten angekündigt – und dann geht es los.

Und es war ein kraftstrotzendes musikalisches Programm, das Attila Szekely und Artur Pacewicz beim jüngsten Weltklassikkonzert im Rysumer Fuhrmannshof vorstellten. Der Rumäne und der Pole hatten sich mit Chopin, Bizet, Debussy und Dukas Musiker des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ausgewählt. Vor gut besuchtem Haus präsentierten sie sich mal solistisch, mal als Duo zu vier Händen.

Die Qualität der Werke korrelierte dabei mit den künstlerischen Fähigkeiten der beiden Pianisten, die sehr exakt in der Abstimmung agierten und einen schönen Gesamtklang erreichten. Dieser verteilte sích wunderbar in dem kleinen Gulf, dessen reicher Holzanteil für eine ausgewogene Tonbalance sorgte.

Chopins Balladen – kein bisschen narrativ, aber überwältigende Dramen im Kleinen. Die Scherzi – leidenschaftliche Musik voller Virtuosität, Debussys Kleine Suite – kurze Episodenstücke, mit ausgefeilter Technik präsentiert. Bizets „Jeux d’Enfants“ – gute Laune-Stücke mit humoriger Attitüde, mit leichter Hand gespielt bis hin zum zauberhaften „Le Bal“, einem temperamentvollen Galopp. Und als Höhepunkt angelegt: Dukas‘ „Zauberlehrling“ – und anders als bei Chopin eine knackige Programm-Musik.

Gesättigt mit französischer Musik erwartete das Publikum gespannt die Zugabe – und wurde nicht enttäuscht. Es erklang Fauré, der damit das Konzert klug abrundete. Viel Applaus für die Pianisten von einem genussfreudigen Publikum, das sich immer wieder für Klaviermusik in einer harmonischen Atmosphäre begeistern lässt.