Eine Werbung für den Chorgesang
Emden. Der 1. Ostfriesische Chorfrühling des Ostfriesischen Chorverbandes e.V. führte am Sonntag zunächst zu einem Stau vor dem Haupteingang. Denn er war so schnell ausverkauft, dass spontane Versuche, noch Karten für die Veranstaltung zu bekommen, schon vor der Kasse endeten.
Sieben Chöre präsentierten sich im neuen Festspielhaus am Wall, das zwei Tage zuvor eröffnet worden war, und warben ganz offensiv für den Gesang. Dabei zeigte sich, welche Vielfalt allein die beteiligten Gruppen zeigen konnten. Die Chorgemeinschaft Pewsum-Suurhusen staunte unter Leitung von Irina Ignatov „Wunderbar ist die Welt“ – getreu nach dem Armstrong-Klassiker „What a wonderful world“ und bat mit Nicole um „Ein bisschen Frieden“.
Der Norder Männergesangverein, geleitet von Natalia Schilref, stellt fest: „Hoch im Norden weht ein rauer Wind“ und wagte sich in afrikanische Gefilde. Angesichts kraftvoller Männerstimmen wurde deutlich, wie schade es ist, dass diese Chor-Form quasi im Aussterben begriffen ist. Und auch die Norder werden bald Nachwuchs benötigen, um ihren Fortbestand zu sichern.
Das sei aber, so beklagte Clemens C. Löschmann, der mit dem Singverein Emden von 1805 beim „Frühling“ dabei war, ein generelles Problem. Wobei eine Stimme aus dem Publikum darauf verwies, dass der Singverein sich ja wohl nicht beklagen könne. „Ihr seid ja genug!“ Ein Satz, der offenbar trügerisch ist, denn auch der Singverein beklagt fehlende Männerstimmen.
Der von russischen Migranten gegründete Chor „Freundschaft“ wird in drei Jahren 30 und präsentierte unter Leitung von Valerie Alles drei folkloristische russische Lieder, von denen „Kalinka“ das bekannteste war. Zudem gab es noch eine Tanzeinlage, die vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde.
„Ich singe krumm und du singst schief, ich sing zu hoch und du zu tief …“ Mit dem Song „Der perfekte Chor“ brachte sich nicht nur die Chorvereinigung Larrelt unter Rosa Tamplon-Bauer in Stellung und amüsierte sich selber über blühenden Text-Unsinn, sondern auch das Publikum hatte seinen Spaß an der fröhlichen Verballhornung des Chorgesangs.
Mit großer Energie legte „Happiness Gospels & More“ mit „Amen“ vor und sorgte für Stimmung im Saal. Chorleiter Peter Zimmermann dirigierte, spielte E-Piano sang und spornte seinen rund 30-köpfigen Chor zur Höchstleistung an – und das Publikum ging mit. Beim Singverein wurde es dann ruhiger. „Verleih uns Frieden ewiglich“ von Mendelssohn-Bartholdy ist eine ebenso schöne wie eindringliche Bitte, die der Chor in wunderbarer Geschlossenheit vorbrachte. Auch das „Ave verum“ von Mozart schuf eine kleine Oase der Innigkeit im lebhaften Chorfrühling.
Ganz zum Schluss sang der Chorwurm, dem auch die Moderatorin des Abend, Heike Douglas, die zugleich Präsidentin des Ostfriesischen Chorverbandes ist, angehört. Leiterin Folke Jürgens hatte unter anderem den Klassiker der Comedian Harmonists „Wochenend und Sonnenschein“ auf das Programm gesetzt. Das kam schon ausgezeichnet an, wurde aber bei dem Titel „Don ‚t stop me now“ von Queen noch gesteigert.
Überraschung am Schluss: Die Chöre vereinigten sich im Foyer zu der Friedensbitte „Dona nobis pacem“. Möge das in diesen unwägbaren Zeiten kein frommer Wunsch bleiben! Das Publikum sah sich umgeben von Gesang, und so mancher summte leise mit, als der berührende Kanon langsam verklang. – Im nächsten Jahr soll es mit dem 2. Chorfrühling weitergehen.