Als Bomben-Bernd einen Krieg verlor

Emden. Ein Fürstbischof ist auf dem Kriegspfad. Christoph Bernhard von Galen (1606 bis 1678) hat in seinem Leben fast durchgängig Krieg erlebt. Und nun will er den katholischen Glauben in reformierte Gebiete zurückbringen. Dabei hat er speziell die Niederlande im Blick. Machen sich diese über ihn lustig, wenn sie ihn den „Bomben Bernd“ nennen, weil er sein Anliegen durch massivem Beschuss mittels Mörsern durchsetzen will – aber letztlich nichts erreicht?

Den streitbaren Bischof nahm der gebürtige Emder Historiker Dr. Benjamin van der Linde in den Blick und machte eine Episode seines Lebens zum Inhalt eines Vortrags vor den Mitgliedern von 1820dieKUNST: „Der Feldzug „Bomben-Bernds“ gegen die Niederlande im Jahr 1672 und seine Auswirkungen auf Ostfriesland und das Emsland“.

Rund 20 000 Mann soll die Armee groß sein, die 1672 gegen die Niederlande zieht – Frankreich, England, das Bistum Münster und das Erzbistum Köln haben sich zusammengetan, um den wirtschaftlich starken Staat im Nordwesten zu bekriegen. Nach anfänglichen Erfolgen bleibt der Tross im August des Jahres vor Groningen stecken. Groningen hat sich verschanzt und eine riesige Landmasse östlich und westlich der Stadt unter Wasser gesetzt. In dem überschwemmten und aufgeweichten Boden lassen sich keine schweren Waffen bewegen. Und wenn es zum Beschuss kommt, treffen die Kanonen nicht präzise genug. „Es wird viel geschossen, aber wenig getroffen“, sagt van der Linde. Dennoch – der Priester-Krieger richtet ziemliche Schäden an. Doch die Groninger ergeben sich nicht.

Seine Beurteilung falle zwiespältig aus, sagt van der Linde, der als Koordinator für Landesgeschichte beim Emsländischen Heimatbund in Meppen tätig ist. Aus Sicht der Niederländer sei van Galen der „Böse“, dessen vergebliche Belagerung bis heute an jedem 28. August gefeiert wird. Aus Münsteraner Sicht ergeben sich andere Perspektiven. So setzte sich van Galen, der „gute Bischof“, für das Schulwesen ein und verbot die Wasserprobe bei vermeintlichen Hexen.

Was aber spielt Emden 1672 für eine Rolle? In der Stadt lagert zu dieser Zeit eine 2000 Mann starke staatische Garnison. Die Niederländer halten Emden für einen Teil ihres Staates. Doch die Stadt erklärt sich kurzerhand für neutral. Als die niederländischen Soldaten abgezogen werden, um bei der Verteidigung Groningens ihren Dienst zu leisten, erlässt Emden eine eigene Wachordnung, verbietet die Verschiffung von Kriegsgütern über den Hafen, zieht die Seetonnen ein, um die Einfahrt in den Hafen zu erschweren. Und als dann von Galen einen Brief schickt und die reformierte Stadt auf seine Seite ziehen will, setzt der Magistrat auf eine Verzögerungstaktik, paktiert aber gleichzeitig mit dem Kurfürsten von Brandenburg, um jede Einflussnahme des Katholiken van Galen zu unterbinden – und hält sich somit aus dem kriegerischen Geschehen heraus.

Benjamin van der Linde warf einen Blick auf eine vergleichsweise winzige Phase einer höchst unruhigen Zeit, doch er entwickelte damit für die Zuhörer ein präzises, detailreiches Bild, wie sich Unruhen entwickeln, wenn absolutistische Herrscher ihre Machtpolitik durchsetzen wollen.