Ein „Stück Heimat“ kehrt zurück

Emden. Die jüngst erfolgte Schenkung von rund 80 Stück Delfter Fayencen an 1820dieKUNST für das Ostfriesische Landesmuseum Emden ist die umfangreichste seit längerer Zeit. Das sagte die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin am Museum, Dr. Annette Kanzenbach, bei einem Besuch des Bremer Stifter-Ehepaares Angelika und Dr. Sunke Herlyn. Zwar habe es immer wieder Zuwächse gegeben – zuletzt durch Sammelobjekte des 2019 verstorbenen Emders Bernhard Brahms -, doch eine derart umfassende Auswahl an Delfter Keramik wie die Herlyn’sche steche hervor. Das Ehepaar Herlyn zeigte sich von der kleinen Auswahl besonderer Stücke, die derzeit in einer Vitrine im Erdgeschoss des Museums zu sehen sind, sehr angetan.

Begrüßung durch Mitglieder von 1820dieKUNST: Dr. Sunke Herlyn, Angelika Herlyn, Kuratorin Dr. Annette Kanzenbach, Kunst-Vorsitzender Gregor Strelow und Vorstandsmitglied Johannes Berg

Die Fayencen wurden einst von Sanitätsrat Dr. Sunke Herlyn (1868 bis 1947), der in Pewsum praktizierte, gesammelt. Der Landarzt war zu seiner Zeit häufig zu Hausbesuchen auf den Höfen der Krummhörn und konnte bei den Bauern Fayencen erwerben. Diese waren seinerzeit sehr populär, weil sie das begehrte, aber teure chinesisches Porzellan imitierten. Der Kauf war aber immer noch so teuer, dass nur eine blühende Landwirtschaft solche Anschaffungen von Zeit zu Zeit ermöglichte. Für Herlyn bedeutete das Sammeln dieses bäuerlichen Kulturgutes bald eine Leidenschaft.

Ein Blick zurück auf die Schenkung, von der derzeit einige besondere Stücke in einer Vitrine im Erdgeschoß des Landesmuseums präsentiert werden: Dr. Sunke und Angelika Herlyn

Nach dem Tod des Arztes ging die Sammlung 1947 an dessen Sohn, den Chirurgen Professor Dr. Karl-Ewald Herlyn, über, der ein besonderes Interesse an den Fayencen hatte. Als er beruflich nach Göttingen wechselte, war die Sammlung mit im Gepäck. „Das war ein Stück Heimat für ihn“, versichert sein Sohn Sunke Herlyn. 1975 starb Karl-Ewald Herlyn, und nun wurden die Keramiken unter seinen vier Kindern aufgeteilt, wobei einer der Söhne, Professor Dr. Gerrit Herlyn, den Hauptteil übernahm und in der Folge durch weitere Ankäufe ergänzte.

Er habe die Erfahrung machen müssen, dass die vierte Generation nur noch bedingt Interesse an den Fayencen zeigt, erläutert Sunke Herlyn. „Die jungen Leute heute aber auch nicht mehr die Räumlichkeiten, um die Stücke zu präsentieren“, ergänzt Angelika Herlyn. Ihr Mann habe die Initiative ergriffen und gemeinsam mit seinen Geschwistern und einem Neffen überlegt, wohin man die Sammlung dauerhaft geben könnte. Die Leitlinie sei dabei gewesen, die Objekte, die ursprünglich aus der Region Ostfriesland gekommen seien und ostfriesisches Brauchtum dokumentierten, dorthin zurückzugeben. Da sei das Ostfriesische Landesmuseum in den Blick geraten, wo die Objekte nunmehr zur „dauerhaften Aufbewahrung“ gegeben wurden.