Von Kant zur KUNST

Emden. Aus welchen Strömungen heraus kam es zur Gründung der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer? Wo liegen die Wurzeln der KUNST? Und wie entwickelte sie sich nach der Gründung weiter?

Fragen, denen Dr. Bernd Kappelhoff am Dienstag im Rummel des Rathauses am Delft mit gewohnter Gewandtheit und großem Wissen nachging. So war auch sein Einstieg in das Thema überraschend. Er zitierte den ersten Satz des Johannes-Evangeliums – „Im Anfang war das Wort“ – und verknüpfte ihn mit Kants „Sapere aude“ – „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Es ist dies der Leitsatz der Aufklärung – und eben dorthin verortete Kappelhoff die Gründung von Gesellschaften, Sozietäten, Literarischen Gesellschaften aller Art.

1825 schenkte Dothias W. Suur dieses Seestück, das einem Nachahmer des Ludolf Backhuysen zugeschrieben wird, der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer. Die Darstellung wurde mit Bleistift und Tusche auf grundiertes Holz aufgebracht. Die 23 mal 32 Zentimeter große Arbeit trägt die Katalognummer 14

In dieser Melanche bildet die „KUNST“ eine Besonderheit. Sie ist der drittälteste Verein in Deutschland, der sich im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts gegründet hat. In der Aufklärung mit ihrem „herrschaftsfreien Diskurs“ ergab sich die Lage, dass Bürgertum, Kaufmannschaft, auch der niedere Adel eine „bürgerliche Aneignung der Welt“ vollzogen, getragen von dem Aufruf, den eigenen Verstand in Stellung zu bringen.

Dazu habe auch gehört, Räume als Treffpunkte für die Aktivitäten im Bereich Bildung, Soziales, Literatur, bildende Kunst, zu schaffen. So entstand etwa der Klub zum guten Endzweck in Emden. Auch naturwissenschaftliche Entwicklungen fanden einen breiten Kreis von Interessenten, konstatierte der Referent. In Emden war es die Naturforschende Gesellschaft, die Sammlungen anlegte und in einem eigenen Museum zeigte.

Ein unbekannter Maler hat das Porträt des Emder Bürgermeisters Bernhard Swalwe um 1630 in Öl auf Holz gemalt. Das Gemälde kam als Schenkung von G.W. Loesing 1824 in die Sammlung der KUNST und trägt die Katalognummer 21

Dass Kunst oder Objekte der Naturforschung zu Sammlungen zusammengefasst wurde, habe mit England am Ende des 18. Jahrhunderts zu tun, erläuterte Kappelhoff. Dort wurden adelige Kunstsammlungen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Deutschland entstand daraus das Herzog Anton Ulrich-Museum als frühestes Beispiel dieser Entwicklung. Das Ziel einer allgemeinen Hebung des Kunstsinns führte dazu, dass auch Sammlungen neu angelegt und durch Ankäufe erweitert wurden – in Emden eben das Ostfriesische Landesmuseum, das diesen Titel zwar erst 1934 erhielt, aber mit Gründung der Gesellschaft von jedem neuen Mitglied verlangte, sich mit einem kräftigen Geldbeitrag und einem Gemälde „einzukaufen“. Zudem mussten die Bilder von bester Qualität sein und eine Mitgliedschaft von allen akzeptiert sein, sonst wurde der Bewerber nicht aufgenommen. Klagen allerdings, dass sich die Kunstvereine nur gegründet hätten, um einen „Ausverkauf“ von Kulturgut an Kunsthändler zu verhindern, seien wohl eher ein Topos.

Anschließend zeigte Kappelhoff Bilder, die durch Schenkung oder Ankauf, eines sogar durch eine Verlosung in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts ins Haus kamen. Kunsthistorikerin Dr. Annette Kanzenbach hatte die Kollektion auf Wunsch des Referenten zusammengestellt.