150 Jahre alte Geschichte bewahrheitete sich

Bei Filsum gefundene römische Münzen werden in Remels erstmals ausgestellt

Remels. Wurden sie verloren, vergraben, vergessen? Der Fund von 96 römischen Münzen auf einem Feld bei Filsum (Landkreis Leer) gibt auch zwei Jahre nach seiner Entdeckung Rätsel auf. Immerhin werden die Münzen, die rund 1800 Jahre alt sind, jetzt erstmals ausgestellt – und zwar in der Gegend, in der sie gefunden wurden – in Remels. Die Raiffeisen-Volksbank bot dazu beste Gelegenheit, schließlich habe man hier auch mit Münzen zu tun, merkte Mario Baumert, Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Volksbank, an.

Ein Scheck für Ausstellungsgestaltung und Münzpräparation: die fünf Sondengänger, Vertreter der Ostfriesischen Landschaft und der RVB. Bild: Ostfriesische Landschaft

Am Freitag (17. März) wurde die kleine, aber inhaltsreiche Präsentation vorgestellt. Man habe sie bewusst als mobile Wanderausstellung konzipiert, um sie möglichst ohne Umstände transportieren sowie auf- und abbauen zu können, sagte der Leiter des Archäologischen Forschungsinstituts der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Jan Kegler.

Und die Kosten? Blieben relativ moderat, wird Landschaftspräsident Rico Mecklenburg später anmerken – dank einiger Förderungen. Für die Einrichtung der Ausstellung und die Vorbereitung der Münzen stellte die Remelser Bank 4500 Euro zur Verfügung. Dieses Geld wurde verwendet, um die Münzen zu säubern und zu putzen, für großformalige Rollups und eine Tischvitrine. Das Putzen der teilweise schwer geschädigten Münzen war so heikel, dass man diese Aufgabe an Fachleute vergeben musste. „Da braucht es viel Erfahrung“ sagte Jan Kegler. Geld gaben aber auch die VR-Stiftung und die Regionale Kulturförderung des Landes Niedersachsen.

Rico Mecklenburg zeigte sich angenehm von dem großen medialen Interesse überrascht, dass der Münzfund erregt habe. „Sensationell, großartig!“ Wie die Münzen überhaupt nach Ostfriesland gekommen seien, fragte Mecklenburg dann sich selber. Womöglich hätten Händler sie einst vergraben und den Ort nicht mehr erinnern können. Vielleicht war es auch ein Söldner, der auf Heimaturlaub seinen Sold dem Erdboden anvertraute? Womöglich handelte es sich auch um eine Tributzahlung? Vorstellbar sei vieles, sagte Jan Kegler. Schließlich verlief bei Filsum ein alter Handelsweg, der einen relativ gefahrlosen Gang in das landseitig von Mooren umgebene Ostfriesland bot.

Die fünf Sondengänger, die den Fund im Frühjahr 2021 machten, hatten sich wochenlang damit beschäftigt, in Wind, Regen und teilweise bei Schneefall eine rund sieben Hektar große Fläche, die sie später auf 2000 Quadratmeter reduzieren konnten, zu sondieren, ehe sie tatsächlich auf die Münzen stießen. Herbert Albrecht, Carsten Eilts, Sebastian Heubült, Wolfgang Janßen und Thomas Schlunck lobten dabei die gute Zusammenarbeit mit der Ostfriesischen Landschaft. Hätten sie die Münzen nicht auch einfach behalten können? Selbst wenn sie das gekonnt hätten, wäre der Geldwert viel zu gering gewesen, als dass er einen Reiz ausgeübt hätte. Jetzt aber seien die Münzen Teil der ostfriesischen Geschichte. Das sei ihnen wichtiger, merkte Thomas Schlunck an.

Eine Geschichte hat der Fund der Münzen sowieso. Um 1850 entdeckte ein Junge zufällig Rollen mit Münzen. 1959 befanden sich von diesen Münzen 27 im Besitz einer Kaufmannsfamilie in Leer. Diese sind verschollen. So steht es in einem Flyer, den die Landschaft anlässlich der Ausstellung herausgegeben hat. 1963 fand ein Bauer beim Pflügen weitere drei Münzen. Damit bestand die Hoffnung, die alte Fundstelle entdeckt zu haben – was durch die Sondengänger tatsächlich dokumentiert wurde.

Die Silberstücke stammen aus den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten. Die älteste Münze ist ein Denar von Kaiser Nero, die jüngste zeigt das Abbild von Kaiser Septimius Severus. 67 Münzen sind männlichen Herrschern, 25 den Kaiser-Gattinnen gewidmet.

► Die Ausstellung in Remels ist bis zum 29. April zu den Geschäftszeiten der Bank zu sehen.